die aufregenden Monate der Schwangerschaft sind vorüber und endlich ist ihr Sonnenschein auf der Welt. Neben der Freude können frischgebackene Eltern auch einige Unsicherheiten plagen.
Eine häufige Erscheinung, die Eltern beunruhigen kann, ist die Gelbsucht bei Neugeborenen. Wenn die zarte Haut und die Augen Ihres Babys plötzlich gelblich erscheinen, entstehen oft viele Fragen: Ist das normal? Muss ich mir Sorgen machen?
Dieser Ratgeber hilft Eltern, die Gelbsucht bei Neugeborenen zu verstehen und soll Ihnen die wichtigsten Fragen zu diesem Thema beantworten.
Ihr Team von InfectoPharm & Pädia
*Alle Leserinnen und Leser sind uns unabhängig von ihrem Geschlecht gleichermaßen wichtig und willkommen. Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir in diesem Heft überwiegend nur eine Gender-Form. Wir danken für Ihr Verständnis.
Ungefähr 50 % aller gesunden Neugeborenen sind von der Neugeborenen-Gelbsucht betroffen. Haut und Augen verfärben sich dabei wortwörtlich gelb. Meist beginnt die Gelbsucht am 2. oder 3. Tag nach der Geburt und findet ihren Höhepunkt am 5. Tag. Aber auch zu späterem Zeitpunkt kann eine Gelbsucht noch auftreten. Bei Erwachsenen wird Gelbsucht häufig mit einer Leberentzündung gleichgesetzt. Hier sollte man jedoch genauer hinsehen. Eine Gelbsucht ist ein Symptom und hat bei Neugeborenen oft ganz andere Ursachen als bei Erwachsenen.
Ist mein Kind von Gelbsucht betroffen?
Die Gelbsucht ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Die Gelbfärbung beginnt zunächst an der Bindehaut der Augen. Nach und nach ist die Verfärbung auf der ganzen Haut sichtbar. Im Gesicht fällt sie jedoch meistens früher auf als am restlichen Körper.
Oft treten neben der Gelbsucht weitere Symptome auf, die nicht ganz so einfach einzuordnen sind. Dazu zählen zum Beispiel eine ungewöhnliche
Teilnahmslosigkeit. Es könnte sein, dass Ihr Baby weniger aktiv oder aufmerksam ist. Auch Schwierigkeiten beim Trinken oder gelegentliche Anzeichen von Fieber oder Temperaturschwankungen können auftreten.
Diese Symptome können sich gegenseitig verstärken. Ist der Säugling teilnahmslos, kann es in Folge zu einer Trinkschwäche kommen. Durch die fehlende Nahrung und Flüssigkeit wird weniger Stuhl ausgeschieden, was wiederum die Gelbsucht verstärken kann.
Was verursacht die gelbe Farbe?
Die gelbe Verfärbung wird durch einen Überschuss an Bilirubin verursacht. Bilirubin ist ein bräunlich-gelb gefärbtes Abbauprodukt unseres Blutes, genauer des Blutfarbstoffs („Hämoglobin“) aus den roten Blutkörperchen.
Es wird in der Leber verarbeitet und gelangt dann über die Galle in den Darm. Dort verleiht es dem Stuhl die typische braune Farbe. Auch der Urin kann durch Bilirubin eine gelbliche Färbung bekommen.
Weil Blut, Leber, Galle und Darm an der Entstehung und Verarbeitung von Bilirubin beteiligt sind, können die Ursachen für eine Gelbsucht vielseitig sein.
Fällt eine große Menge an Bilirubin an, die der Körper nicht schnell genug beseitigen kann, entsteht die gelbliche Färbung von Augen und Haut, es entsteht eine Gelbsucht. Passiert das bei einem Neugeborenen spricht man in Fachkreisen von einem „Neugeborenen-Ikterus“.
Eine Neugeborenen-Gelbsucht muss nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge sein und auch nur dann ärztlich abgeklärt werden, wenn bestimmte Alarmsymtome auftreten. Bei den nachfolgenden Symptomen, sollten Sie nicht zögern einen Kinderarzt oder an Wochend- und Feiertagen den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen.
Intensives Gelbwerden der Haut und Augen: Wenn die Gelbfärbung des Neugeborenen intensiv ist und sich auf die Augen ausdehnt, ist dies ein deutliches Zeichen für einen hohen Bilirubinspiegel im Blut.
Trink- und Saugprobleme: Wenn das Baby Schwierigkeiten hat zu trinken oder zu saugen, kann dies ein Anzeichen für eine schwerwiegendere Gelbsucht sein, die eine Behandlung erfordert.
Schläfrigkeit oder Trägheit: Übermäßige Schläfrigkeit oder Trägheit beim Neugeborenen können auf eine ernstere Form von Gelbsucht hinweisen. Das Kind wird dann manchmal falsch, als „sehr liebes ruhiges Kind, das viel schläft und schon durchschläft“, eingeschätzt.
Urin- und Stuhlfarbe: Dunkler Urin und helle Stuhlfarbe können auf eine erhöhte Bilirubinkonzentration im Blut hinweisen.
Wie entsteht eine Neugeborenen-Gelbsucht?
Der Bilirubinspiegel im Körper steigt grundsätzlich aus zwei Gründen an: Entweder werden sehr viele rote Blutkörperchen in kurzer Zeit abgebaut oder es gibt eine Verzögerung beim Abbau der gelben Substanz. In den meisten Fällen einer Neugeborenen-Gelbsucht treten die beiden Phänomene gleichzeitig auf.
Die roten Blutkörperchen transportieren Sauerstoff in unserem Blut.
Damit das ungeborene Kind in der Plazenta ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, hat der Fötus besondere rote Blutkörperchen,
sogenannte „fetale“ rote Blutkörperchen. Diese haben besondere Eigenschaften, die es ermöglichen das ungeborene Kind im Mutterleib gut zu
versorgen.
Nach der Geburt haben die Organe einen erhöhten Sauerstoffbedarf. Deshalb werden besonders viele der „fetalen“ roten Blutkörperchen abgebaut und durch „normale“ rote Blutkörperchen ersetzt. In diesem Zuge fällt verhältnismäßig viel von dem Abbauprodukt Bilirubin an.
Diese Umstellung dauert zwar einige Monate, kann jedoch eine kurze Zeit für hohe Bilirubinwerte sorgen.
Viel Bilirubin trifft auf eine unreife Leber
Das vermehrt anfallende Bilirubin muss nun durch die Leber ausgeschieden werden. Die Leber spielt eine entscheidende Rolle im Stoffwechsel und ist essenziell für die Ausscheidung verschiedenster Substanzen aus unserem Körper. Dabei kriegt sie Unterstützung von kleinen Helfern, sogenannten Enzymen. Sie unterstützen die Leber bei der Entsorgung vieler Substanzen, die unser Körper loswerden möchte, unter anderem auch Bilirubin.
Nach der Geburt muss der Körper des Neugeborenen sich auf die neuen Lebensumstände außerhalb des mütterlichen Körpers umstellen, das dauert aber etwas . Die Leber des Kindes muss sich erst auf ihre neuen Aufgaben bei der Ausscheidung einstellen und die Enzyme ihre volle Funktion entfalten, weil die Ausscheidung als Ungeborenes im mütterlichen Körper anders funktioniert hat. In dieser Übergangsphase, nach der Geburt, trifft dann viel Bilirubin auf die kindliche Leber, die ihre vollständige Aktivität erst noch erreichen muss. In diesem Zuge kann eine Neugeborenen-Gelbsucht entstehen.
Von der Leber gelangt das Bilirubin dann über die Galle in den Darm, wo ein Großteil schließlich über den Stuhl ausgeschieden wird.
Mit der Nahrungsaufnahme des Neugeborenen wird der Darm aktiv, und der Stuhlgang setzt ein. Der Körper kann das Bilirubin dann über den Stuhl ausscheiden. Daher normalisiert sich der Bilirubinspiegel in der Regel nach einigen Tagen wieder.
Grundsätzlich kann nur ein Arzt feststellen, was die genaue Ursache für das Auftreten einer Gelbsucht ist.
Es gibt noch weitere Gründe, warum das Bilirubin ansteigen kann. Grundsätzlich gibt es dafür aber zwei Möglichkeiten. Zum einen kann ein verstärkter Abbau an roten Blutkörperchen für den Anstieg des Bilirubins im Körper sorgen. Zum anderen kann der Bilirubin-Wert ansteigen, wenn die Ausscheidung von Bilirubin nicht richtig funktioniert und es zu einem „Stau“ kommt.
Bei sehr kleinen Frühgeborenen kann auch bis zu 5 Wochen nach der Geburt noch eine Gelbsucht auftreten. Deswegen werden Blutbild und Bilirubin-Wert bei den Kindern laufend kontrolliert.
Was kann ich tun, um eine Gelbsucht zu vermeiden/ abzumildern?
Stillen fördern: Stillen in den ersten Stunden nach der Geburt hilft, den Stoffwechsel des Neugeborenen zu aktivieren und den Bilirubinspiegel zu senken.
Häufiges Stillen: Regelmäßiges Stillen alle 2-3 Stunden sorgt dafür, dass das Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Das bringt den Stoffwechsel in Gang und hilft Bilirubin auszuscheiden. Sehr schläfrige Kinder sollten dafür auch gerade in den ersten Tagen alle 2-3h aktiv geweckt werden.
Frühzeitige Erkennung: Regelmäßige Untersuchungen durch eine Fachperson, wie Hebamme oder Kinderarzt, und eine frühzeitige Erkennung von Gelbsucht sind wichtig, um mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen und falls nötig, zu behandeln.
Komplexe Natur
Gestillte Babys weisen durchschnittlich höhere Bilirubin-Spiegel auf als Babys, die Flaschennahrung bekommen. Vermutlich sind Bestandteile in der Muttermilch vorhanden, die die Ausscheidung von Bilirubin im Säugling verlangsamen.
Dazu kommt, dass gestillte Babys in den ersten Lebenstagen tendenziell weniger Nahrung zu sich nehmen. Denn auch durch eine geringe Nahrungsaufnahme, die wiederum zu einer geringeren Stuhlmenge führt, kann eine Gelbsucht verursacht sein.
Die durch Muttermilch verursachte Gelbsucht dauert in der Regel mehr als zwei Wochen, oft sogar 2 bis 3 Monate. Nach einem Monat hat jedes 5. Kind noch eine sichtbare Gelbsucht. Trotzdem sind die häufig vorgeschlagenen Stillpausen in der Situation fast nie sinnvoll.
Sollte ich auf das Stillen verzichten, sobald mein Kind eine Gelbsucht aufweist?
Nein, im Gegenteil. Frühes und häufiges Stillen ist wichtig, um das Problem nicht noch zu verstärken. Der Säugling sollte weiter gestillt werden, weil gerade durch die Nahrung der Stuhlgang angeregt wird und Bilirubin ausgeschieden wird.
Es ist keine spezielle Formula-Ernährung nötig, wenn die Mutter ausreichend Muttermilch bildet.
„Stillen ist das Beste für Mutter und Kind!“
Behandlung
Je nach Höhe des Bilirubin-Spiegels, kann eine Behandlung nötig sein. Die Phototherapie ist hierbei die erste und wichtigste Option. Entscheidend ist außerdem eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr. Liegt eine eindeutige Ursache für den erhöhten Bilirubin-Wert vor, können zusätzlich weitere Therapiemöglichkeiten von Ihrem Arzt in Betracht gezogen werden.
Phototherapie
Blaues Licht mit einer bestimmten Wellenlänge kann das Bilirubin-Molekül so verändern, das der Körper es besser ausscheiden kann. Für die Therapie werden spezielle Lampen eingesetzt, die nur das Licht der benötigten Wellenlänge abgeben. Bei der Phototherapie sollten die Augen des Neugeborenen abgedeckt werden, um die sensible Netzhaut der Augen zu schützen.
Kann ich mein Kind auch selbst mit Sonnenlicht therapieren?
Obwohl Sonnenlicht ebenfalls blaues Licht enthält, ist ein Sonnenbad für ihr Neugeborenes nicht die richtige Wahl. Zum einen enthält Sonnenlicht UV-Strahlung, die schädlich für die sensible Haut ihres Säuglings ist. Zum anderen ist der Blaulichtanteil zu gering, um das Bilirubin zu beseitigen.
Ein Blick ins Windelinnere – Stuhlfarben deuten
Der Stuhlgang kann wichtige Hinweise über die Funktion der Organe geben, die am Bilirubin-Stoffwechsel beteiligt sind. Eine Einschätzung der Stuhlfarbe ist manchmal nicht so banal, wie man im ersten Moment annehmen würde. Welche Farbe ist normal? Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Die gute Nachricht ist: Es gibt Hilfsmittel. In jedem U-Heft gibt es eine Stuhlkarte, die eine gute Unterstützung in der Einordnung der Stuhlfarbe ihres Neugeborenen bietet. So können Auffälligkeiten schnell erkannt werden. Bei Auffälligkeiten ist eine zeitnahe ärztliche Abklärung von großer Bedeutung.
Zusammenfassung
Ca. jedes 2. Neugeborene ist von Gelbsucht betroffen.
Sie tritt am häufigsten zwischen 2. und 3. Tag nach der Geburt auf.
Oft treten neben der Gelbsucht weitere Symptome, wie Teilnahmslosigkeit und Trinkschwäche, auf.
Eine Gelbsucht sollte zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Vorsorgeuntersuchungen für ihr Neugeborenes sind wichtig und sollten zuverlässig wahrgenommen werden.
Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.
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