Eine Anaphylaxie ist die stärkste Ausprägung einer allergischen Reaktion. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen.
Sie kann mehrere Körperregionen und Organe gleichzeitig betreffen, wie zum Beispiel die Haut, Atemwege, den Verdauungstrakt oder das Herz-Kreislauf-System.
Anaphylaxie
Was ist eine Anaphylaxie?
Eine Anaphylaxie ist die stärkste Ausprägung einer allergischen Reaktion. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen, wie zum Beispiel eine Erdnuss oder das Gift einer Biene. Diese Substanzen werden auch Allergene genannt. Die Reaktion tritt unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Allergen auf und führt bei den Betroffenen zu einer raschen Verschlechterung ihres Zustands. Eine allergische Reaktion kann sich lokal an der Kontaktstelle des Allergens zeigen. Bei einer allergischen Allgemeinreaktion (Anaphylaxie) sind jedoch immer auch andere Organe betroffen. So können zum Beispiel nach einem Bienenstich am Finger auch Schwellungen im Gesicht und zusätzlich Atemnot auftreten.
Eine Anaphylaxie kann mehrere Körperregionen und Organe gleichzeitig betreffen, wie zum Beispiel die Haut, Atemwege, den Verdauungstrakt oder das Herz-Kreislauf-System.
Wodurch kann eine Anaphylaxie ausgelöst werden?
Eine Anaphylaxie kann durch zahlreiche Allergene verursacht werden. Bei Kindern und Jugendlichen sind dies häufig Nahrungsmittel und Insektengifte (zum Beispiel der Biene oder Wespe). Aber auch Medikamente können eine Anaphylaxie auslösen. Dabei ist die Abklärung der Allergieursache wichtig: Wenn Ihr Arzt mithilfe von Allergietests den Auslöser identifiziert hat, schafft dies Klarheit und hilft, unnötige Ängste zu vermeiden.
Vorbeugung
Konnte eindeutig bestimmt werden, was die Anaphylaxie bei Ihrem Kind ausgelöst hat, können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Strategien entwickeln, wie diese Auslöser in Zukunft vermieden werden können. Die Vermeidung der Auslöser ist der effektivste Schutz vor einer erneuten allergischen Reaktion. Allerdings ist das nicht immer leicht, da in manchen Fällen
bereits Spuren eines Allergens ausreichend sein können, um eine Anaphylaxie auszulösen.
Vorbeugung bei Nahrungsmittelallergien:
> Allergenkennzeichnung:
Die häufigsten Allergene in der Zutatenliste abgepackter Lebensmittel sind kennzeichnungspflichtig. Per Gesetz müssen diese besonders hervorgehoben sein (zum Beispiel fett gedruckt). Auch für lose Ware, beispielsweise beim Bäcker, kann eine Auskunft über die Zutaten eingefordert werden.
> Spurenkennzeichnung („Kann Spuren von … enthalten“):
Lebensmittelhersteller sind leider nicht verpflichtet, diese Angaben zu machen. So bietet einerseits das Fehlen dieses Hinweises keinen verlässlichen Schutz davor, ob das Produkt wirklich frei von Spuren des entsprechenden Allergens ist.
Andererseits neigen einige Hersteller dazu, möglichst viele Spurenkennzeichnungen anzugeben. Obwohl diese zum Teil nicht in den Produkten enthalten sind, möchten die Hersteller so möglichen Haftungsansprüchen entgegenwirken.
> Information:
Klären Sie das persönliche Umfeld Ihres Kindes über die Diagnose auf. Wenn Betreuungspersonen, Freunde und Familienangehörige das Krankheitsbild verstehen und mögliche Auslöser kennen, können sie Ihr Kind bei der Vermeidung von Allergenen unterstützen.
> Beratung:
Eine Ernährungsberatung vermittelt Strategien zur Allergenvermeidung und wird in der Regel von den Krankenkassen zumindest anteilig bezahlt.
> Eigenes Essen:
Wenn Sie Ihrem Kind eigenes Essen in die Schule oder Kindertagesstätte mitgeben, können Sie das Risiko durch Allergene in unbekannten Speisen verringern.
Vorbeugung von Bienen- und Wespenstichen:
> Säubern:
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nach dem Verzehr von süßen Speisen und Getränken Mund und Hände abwischt.
> Schuhe:
Vermeiden Sie, dass Ihr Kind barfuß auf Wiesen läuft oder spielt.
> Vorsicht im Freien:
Beim Essen und Trinken im Freien sollten die Lebensmittel nach dem Verzehr wieder abgeräumt werden. Getränkebehälter sollten, falls möglich, verschlossen und mit einem Strohhalm benutzt werden.
> Ruhe bewahren:
Hektische Bewegungen und Schlagen nach den Tieren erhöhen das Risiko, gestochen zu werden. Stattdessen sollten Sie sich nur langsam bewegen und ruhig bleiben.
> Kosmetika:
Parfüm oder parfümierte Kosmetika können Insekten anlocken.
> Abfalleimer meiden:
Oftmals werden Wespen durch Abfall und Fallobst angelockt.
Bleibt das Allergierisiko ein Leben lang?
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Allergie lebenslang bestehen bleibt, unterscheidet sich von Allergen zu Allergen erheblich. Eine Spontanheilung bei der Bienen- und Wespengiftallergie ist leider unwahrscheinlich. Auch eine Erdnussallergie bleibt oft lebenslang bestehen. Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Kind nach einigen Jahren nicht mehr allergisch auf Kuhmilch oder Hühnerei reagiert. Daher ist es wichtig, dass eine mögliche Toleranz nach ein bis zwei Jahren unter ärztlicher Aufsicht überprüft wird. Vielleicht kann Ihr Kind dann schon wieder Lebensmittel verzehren, auf die es zuvor verzichten musste.
Welche Symptome treten bei einer Anaphylaxie auf?
Eine drohende Anaphylaxie kündigt sich durch typische Reaktionen des Körpers an. Erste Anzeichen können sein:
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- Juckreiz
- Schwellungen
- Hautrötungen
- Kribbeln im Mund- und Rachenraum
- Übelkeit
- Angstgefühl
Diese Beschwerden können Kinder oft noch nicht äußern. Für ihr Umfeld zeigt sich die beginnende Anaphylaxie durch Änderung des Verhaltens: Sie werden unruhig oder ziehen sich zurück.
Generell gilt, dass die Situation umso gefährlicher ist, je schneller sich die Symptome bemerkbar machen.
Wie wird eine Anaphylaxie behandelt?
Trotz größter Vorsicht kann es passieren, dass Ihr Kind Kontakt mit einem Anaphylaxie-auslösenden Allergen hat. Bahnt sich eine anaphylaktische Reaktion an, ist schnelles Handeln wichtig. Und obwohl die Situation beängstigend für Sie und Ihr Kind ist, ist es wichtig, möglichst ruhig und besonnen zu handeln:
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- Zuerst sollte, falls möglich, die Quelle des Allergens entfernt werden (zum Beispiel der Bienenstachel).
- Danach müssen die Notfallmedikamente des Notfallsets angewendet werden.
- Anschließend muss sich das Kind selbst oder durch Hilfe anderer in eine günstige Position begeben: Bei Atemnot hilft hinsetzen, bei Kreislaufbeschwerden hinlegen mit nach oben gelagerten Beinen. Im Falle einer Bewusstseinstrübung ist die stabile Seitenlage anzuwenden.
- Zusätzlich muss in jedem Fall medizinische Hilfe (112) angefordert werden.
Das Notfallset
Wenn Ihr Kind bereits eine Anaphylaxie hatte, besitzt es ein Notfallset. Dieses enthält die folgenden Medikamente:
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- Adrenalin-Autoinjektor
- Antihistaminikum
- Kortisonpräparat
- ggf. ein Asthmaspray
Zusätzlich ist ein vom Arzt ausgestellter Notfallplan enthalten, der die Erste-Hilfe-Maßnahmen erklärt. Das wichtigste Notfallmedikament ist der Adrenalin-Autoinjektor. Der enthaltene Wirkstoff Adrenalin wirkt sehr schnell und kann im Notfall lebensrettend sein.
Das Antihistaminikum mildert die allergische Reaktion rasch ab (Wirkeintritt etwa nach 15 – 20 Minuten), wohingegen das Kortisonpräparat einen Effekt auf entzündliche Prozesse hat, die im Rahmen einer Anaphylaxie auftreten. Die Kortisonwirkung setzt nach etwa 50 – 60 Minuten ein. Das Asthmaspray kann bei bekanntem Asthma gegen Atemnot helfen.
Das Notfallset kann Leben retten! Daher sollte Ihr Kind es stets bei sich tragen und zu jeder Zeit griffbereit haben. Ihr Kind sollte den Inhalt des Sets gut kennen und die im Notfall erforderlichen Schritte beherrschen. Das wichtigste Notfallmedikament bei einer allergischen Reaktion ist Adrenalin.
Anwendung eines Adrenalin-Autoinjektors
Die richtige Anwendung eines Adrenalin-Autoinjektors wird Ihrem Kind durch den Kinderarzt beigebracht und sollte regelmäßig geübt werden, damit Ihr Kind die notwendigen Handgriffe im Notfall beherrscht. Der Adrenalin-Autoinjektor enthält Adrenalin zur Selbstinjektion. Es wird in die Außenseite des Oberschenkels injiziert. Die Nadel ist lang genug, dass ein Ausziehen der Stoffhose oder Jeans nicht notwendig ist. Für die Anwendung wird der Autoinjektor zunächst von der Hülle befreit. Anschließend muss die Sicherheitskappe entfernt werden, sodass die Nadel freiliegt. Die Spritze muss nun in die Außenseite des Oberschenkels gestoßen werden. Dabei ist der Autoinjektor fest zu umfassen und mit dem Daumen zu umschließen. In dieser Position muss der Autoinjektor etwa zehn Sekunden gehalten werden, da der Inhalt der Spritze aus einer zähen Flüssigkeit besteht.
Die Autoinjektoren funktionieren so, dass das Adrenalin nach der Anwendung automatisch freigesetzt wird. Um eine zügige Verteilung des Wirkstoffs zu unterstützen, sollte die Einstichstelle anschließend gerieben werden.
Was passiert, wenn die Adrenalingabe gar nicht erforderlich war?
Möglicherweise werden Symptome des Unwohlseins von Ihrem Kind oder einer Betreuungsperson falsch gedeutet. Weil eine Anaphylaxie befürchtet wird, wird der Adrenalin-Autoinjektor angewendet, obwohl dies nicht erforderlich war. Ist Ihr Kind nun gefährdet? Adrenalin ist ein körpereigenes Hormon, das nach der Freisetzung schnell wieder abgebaut wird. Daher werden sich Puls und Blutdruck Ihres Kindes zwar für einige Minuten erhöhen, ein ansonsten aber gesundes Kind wird durch eine nicht notwendige Adrenalingabe keine schweren oder bleibenden Nebenwirkungen erleiden. Dennoch sollten Sie sich direkt an Ihren Arzt wenden, um weitere Risiken auszuschließen.
Anaphylaxie in der Kita oder Schule
Insbesondere im außerfamiliären Umfeld droht Ihr Kind mit Allergenen in Kontakt zu kommen. In der Kita oder Schule lässt sich beispielsweise die Gefahr durch versteckte Allergene in Lebensmitteln weniger kontrollieren. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie die Betreuungspersonen über das Anaphylaxie-Risiko Ihres Kindes aufklären. Sie sollten darüber informieren, welche Auslöser infrage kommen und wie sich die Reaktion ankündigen kann. Besprechen Sie den Inhalt des Notfallsets und wie die Medikamente im Notfall anzuwenden sind.
Rechtliche Situation
Manchmal ist das Personal von Betreuungseinrichtungen zunächst ablehnend gegenüber dem Einsatz der Notfallmedikamente.
Begründet wird dies durch ein vermeintliches Verbot der Verabreichung von Medikamenten an die betreuten Kinder. Das gilt jedoch nur für die Gabe von Medikamenten nach eigenem Ermessen: So darf die Betreuungsperson beispielsweise keine Tabletten verabreichen, um ein selbst diagnostiziertes Leiden zu heilen. Die im Notfallset enthaltenen Medikamente sind hingegen bereits vom Arzt in der Dosierung und Anwendung für Ihr Kind verordnet. Die Betreuungsperson darf sie also im Notfall durchaus verabreichen. Darüber hinaus stellt die Gabe von Notfallmedikamenten eine Erste-Hilfe-Leistung dar, die das Leben des betroffenen Kindes retten kann. In der Nothilfe besteht zudem eine weitgehende Haftungsbefreiung, sodass bei versehentlicher Falschanwendung von beispielsweise dem Adrenalin-Autoinjektor keine rechtlichen Konsequenzen drohen.
Wissen auf den Punkt gebracht – das Wichtigste zum Schluss
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- Eine Anaphylaxie ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion.
- Von einer Anaphylaxie sind stets mehrere Körperregionen und Organe betroffen, wie zum Beispiel die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System.
- Der effektivste Schutz vor einer Anaphylaxie ist die Vorbeugung.
- Wenn Sie und Ihr Kind die auslösenden Allergene kennen, können Sie Strategien entwickeln, wie sie diese vermeiden können.
- Eine Anaphylaxie entwickelt sich schnell, oft schon innerhalb von Minuten.
- Der Einsatz des Notfallsets muss geübt und regelmäßig wiederholt werden.
- Der rechtzeitige Einsatz des Adrenalin-Autoinjektors ist die wichtigste lebensrettende Maßnahme.
- Informieren Sie das Umfeld Ihres Kindes über das Krankheitsbild. So können zum Beispiel Betreuungspersonen Ihrem Kind dabei helfen, Allergene zu vermeiden und wissen, was im Notfall zu tun ist.
Wir danken Prof. Dr. Matthias Kopp, Leiter der Sektion Pädiatrische Pneumologie und Allergologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, für die fachredaktionelle Unterstützung bei der Erstellung dieses Ratgebers.
Wichtige Kontakte
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg
www.allergieinformationsdienst.de, E-Mail: info@allergieinformationsdienst.de
Verständlich aufbereitetes Wissen rund um das Thema Allergien. Weiterführende Links zu Allergie-Fachverbänden und Organisationen.
Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V.
An der Eickesmühle 15-19, 41238 Mönchengladbach
Telefon: 0 21 66 64 78 820
www.daab.de, E-Mail: info@daab.de
Informationen zu Allergien und Anaphylaxie. Weiterführende Informationen, nützliche Downloads und viele weitere hilfreiche Materialien sind nur bei kostenpflichtiger Mitgliedschaft erhältlich.
Stiftung ECARF
Robert-Koch-Platz 7, 10117 Berlin
Telefon: 0 30 85 74 894 00
www.ecarf.org, E-Mail: office@ecarf.org
Ausführliche Informationen zu verschiedenen Allergien und allergischen Erkrankungen. Alltagstipps und Rezepte zum Kochen erleichtern den Umgang mit der Erkrankung.
Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation (AGATE) e. V.
Geschäftsstelle Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie Biederstein TUM
Biedersteiner Straße 29, 80802 München
Telefon: 089 4140 3178
www.anaphylaxieschulung.de, E-Mail: agate@lrz.tum.de
Informationen über Anaphylaxie-Schulungen für Patienten und die Anwendung des Notfallsets in Schulen.
Nuss/Anaphylaxie Netzwerk e. V.
Flotowstraße 50, 42289 Wuppertal
Telefon: 0202 6679096
www.nussallergie.org, E-Mail: info@nan-ev.de
Tipps im Umgang mit der Allergie und Erfahrungsberichte. Worauf muss beim Einkauf geachtet werden? Informationen zu Produkten und Lebensmittelkennzeichnungen
P6501982-01-1019