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consilium - DER PÄDIATRIE-PODCAST - Folge #49 - 23.08.2024

 

consilium – der Pädiatrie-Podcast

mit Dr. Axel Enninger

consilium Podcast mit Dr. Axel Enninger

 

Ernährungsmythen – das erste Lebensjahr

 

Axel Enninger: Heute spreche ich mit:

Dr. Nibras Naami

 

 


DR. AXEL ENNINGER…

… ist Kinder- und Jugendarzt aus Überzeugung und mit Leib und Seele. Er ist ärztlicher Direktor der Allgemeinen und Speziellen Pädiatrie am Klinikum Stuttgart, besser bekannt als das Olgahospital – in Stuttgart „das Olgäle“ genannt.Kardiologie in der pädiatrischen Praxis

Iris Eckhardt: Keine Frage, Podcasts sind in. Wer von Ihnen hört denn regelmäßig Podcasts? Ich würde einmal kurz um Handzeichen bitten, ganz analog ohne irgendwelche digitalen Medien. Ja, ich würde sagen, das ist schon die Mehrheit hier im Saal. Was ist denn besser als ein Podcast? Zwei Podcasts, oder? Das haben wir uns auch gedacht in der Vorbereitung auf dieses consilium und unser Multitalent Dr. Axel Enninger, der auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des consilium live ist, Moderator der Impfsprechstunde und nebenbei, nicht zu vergessen, seit Oktober 2021 auch der Gastgeber des consilium Pädiatrie-Podcasts, ist heute einmal unser Experte. Wir sehen ihn heute einmal auf der anderen Seite bei einem Live-Podcast hier im Saal zum Thema Ernährungsmythen, denn er ist ja „nebenbei“ auch noch der Leiter im Olgaspital, und er ist Kinder-Gastroenterologe. Jetzt habe ich schon gesagt, es ist ein Live-Podcast. Da kommen Sie jetzt ins Spiel. Wir wollen Sie jetzt im Saal auch tatsächlich hören. Und unser Gastgeber ist heute Dr. Nibras Naami. Seinen Namen kennen Sie vermutlich auch. Zum einen vom Podcast „Hand, Fuß, Mund“, dann, weil er auch ein Buchautor ist, und „nebenbei“ ist er auch noch Leiter des Westdeutschen Kinder-Hämatologischen Zentrums in Herdecke. Ich sage: Ohren auf und Bühne frei! [Publikum klatscht.]

Axel Enninger: Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, zu einer neuen Folge von consilium, dem Pädiatrie-Podcast. Heute ist aber alles ein bisschen anders, das haben Sie schon mitbekommen, denn heute ist die erste Folge, die live ausgestrahlt wird, und das „live“ merken Sie daran, dass das Publikum sich jetzt einmal kurz hier meldet. [Publikum klatscht]. Das war die erste Besonderheit. Die zweite Besonderheit ist, dass es ein Tandem ist, nämlich dass sozusagen zwei Podcasts gemeinsam eine Folge senden werden, und es wird sie sowohl bei dir, Nibras, als auch auf der consilium-Plattform zum Downloaden geben. Mein Co-Host, oder in diesem Falle der Host und ich der Gast, ist Nibras Naami, er wurde vorhin schon vorgestellt. Nibras, freut mich, dass wir hier zusammen einen Podcast machen.

Nibras Naami: Ja, danke Axel. Es freut mich wirklich, hier zu sein vor der wirklich beeindruckenden Kulisse hier in dem Saal und, ja, auch für mich das erste Mal ein Live-Podcast. Deswegen bin ich auch sehr gespannt.

Axel Enninger: Ja, wunderbar, und die dritte Besonderheit hat Iris Eckhardt vorhin schon genannt. Wir werden aber die Rolle tauschen. Nibras ist der Host, ich bin der Gast, und unser Thema heute sind Ernährungsmythen.

Nibras Naami: Das ist für mich natürlich sehr angenehm. Ich darf die Frage stellen, du bist hier quasi heute im Schussfeld der Fragen, aber es ist bestimmt für dich thematisch ja sowieso ein Heimspiel. Es soll ja um Ernährungsmythen gehen. Wir haben uns heute viel fokussiert auf Ernährungsfragen und Themen aus dem ersten Lebensjahr, also rund ums Säuglingsalter, und um direkt in die Fragen zu starten, fangen wir doch direkt beim ersten Punkt der Ernährung an, wenn das Leben beginnt. Das ist das Stillen. Das Stillen ist wahrscheinlich jetzt nicht so kontrovers diskutiert. „Breast is best“ ist ein Ausdruck, der schon lange gesagt wird. Ist das weiterhin so? Hat sich irgendetwas verändert?

 

„Breast“ bleibt „best“

Axel Enninger: Ja, guter Punkt. Es fangen auch alle Vorträge, die von der Nahrungsmittelindustrie gesponsert werden, immer damit an. Muttermilch ist sozusagen das Allerbeste. Und schon mal Nr. 1: Es ist kein Ernährungsmythos. Muttermilch ist das Allerbeste, und daran gibt‘s überhaupt gar keinen Zweifel. Egal, wie gut die Industrie ihre Produkte weiterentwickelt, Muttermilch ist No. 1, und es ist kein Ernährungsmythos. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür. Erstmal, Muttermilch ist immer verfügbar, Muttermilch ist immer hygienisch in aller Regel einwandfrei. Muttermilch ist in der Zusammensetzung ein extrem dynamisches Produkt, und das wird die Industrie so nie hinkriegen. Denn wir wissen ja, dass sich während einer Stillmahlzeit die Zusammensetzung der Frauenmilch schon verändert. Allein während einer Mahlzeit, aber auch während der Stillzeit ändert sich das Ganze. Die Frauenmilch ist so zusammengesetzt, dass es quasi ideal ist für das Gedeihen der Kinder. Es gibt Immunglobuline darin, auch das wird die Industrie nie hineinzaubern können. Sie kennen die große Frage von allen möglichen Immunglobulinen, die darin sind. Geht nicht. Da sind Probiotika drin, natürlicherweise. Da ist die Industrie gar nicht schlecht dabei. Da sind sie durchaus in der Lage, einzelne Stämme den Produkten zuzugeben. Auch das andere Thema: HMO, Humane Milcholigosaccharide, ist ja momentan ein ganz spannendes Thema. Muss man bei der Frauenmilch nicht drüber nachdenken, ist halt drin. Nicht bei allen Frauen, übrigens, ganz spannend. Es gibt genetisch bedingt den sogenannten Sekretoren- und Nicht-Sekretoren-Status. Also es gibt einzelne Frauen, die bilden weniger HMOs, aber das ist ein anderes Thema. Wir wissen, dass gestillte Kinder weniger dick werden, und wir wissen, und das klingt manchmal so ein bisschen komisch, dass die Beikosteinführung einfacher wird bei gestillten Kindern. Da denkt man: ‚Was hat jetzt die Muttermilch mit Beikosteinführung zu tun?‘ Die Kinder sind früher an Geschmacksvariationen gewöhnt. Muttermilch schmeckt immer wieder anders, denn aus dem, was die Frauen zu sich nehmen, gehen auch Geschmacksstoffe in die Muttermilch über. Das heißt, die Kinder kennen frühzeitiger unterschiedliche Geschmäcker, und das ist bei der Beikosteinführung schon mal hilfreich. Und das Thema Allergien ist, glaube ich, klar. Wir wissen, dass gestillte Kinder weniger Allergien haben als nicht-gestillte Kinder.

Nibras Naami: Mhm, jetzt hast du schon ganz viele Vorteile für das Kind aufgezählt, die das Stillen mit sich bringt, die eben durch industrielle Nahrung nicht erzeugt werden können. Wie sieht es bei den gesundheitlichen Vorteilen für die Mutter selbst als Stillende aus? Da kann man sich ja vorstellen, dass hier eben die Formulanahrung auch nicht das Gleiche bieten kann.

 

Stillvorteile auch für die Mutter

Axel Enninger: Ja, zunächst einmal ist es ja komisch: Warum soll jetzt die Tatsache, ob eine Frau stillt oder nicht stillt, ein Vorteil für die persönliche Gesundheit der stillenden Frau sein? Diese Vorteile gibt es, aber ich finde sie gar nicht so wahnsinnig plausibel. Man weiß aus epidemiologischen Untersuchungen zum Beispiel, dass die Rate an Mammakarzinom und an Ovarialkarzinomen bei Frauen, die gestillt haben, niedriger ist. Das finde ich übrigens, wir kommen vielleicht gleich noch dazu, sollte auch in die Beratung eingehen – wie bringt man Frauen dazu zu sagen, Stillen wäre eigentlich super – dass man vielleicht auch ein bisschen auf diesen individuellen Vorteil für die Mutter abhebt. Dann wissen wir, dass stillende Frauen weniger ausgeprägt zu postnatalen Depressionen neigen. Stichwort: „Baby Blues plus“. Baby Blues gibt es bei relativ vielen Frauen postpartal, aber die postpartale Depression als echte manifeste Depression ist seltener, und auch die Frauen haben ein niedrigeres Risiko für Adipositas und Typ-2-Diabetes. Das heißt, nochmal: Ich habe mal vor vielen Jahren einen Vortrag über Superfood gehalten. Superfood gibt‘s nicht. Das einzige Superfood, glaube ich, das es gibt, ist tatsächlich Frauenmilch.

Nibras Naami: Ja, jetzt ist es so, dass viele natürlich gerne stillen möchten, aber es klappt zum Beispiel nicht. Du hast aber auch gesagt, manchmal ist es vielleicht sogar aus medizinischer Sicht notwendig, ein bisschen Überzeugungsarbeit zu leisten, dass sich das Investment in das Stillen lohnen kann oder lohnt für die Eltern. Was sind Faktoren, die man beeinflussen kann, damit Mütter gut stillen können und auch über längere Zeit stillen können?

Stillabsicht und Unterstützung durch den Partner

Axel Enninger: Da gibt es tatsächlich eine ganz gute Untersuchungen dazu, wo man mal geguckt hat, was sind denn quasi die Erfolgsfaktoren für Stillen? Und da ist No. 1 die Stillabsicht vor der Geburt. Das kennen Sie vielleicht auch alle, wenn Sie eine schwangere Mutter in Ihrer Beratung haben, und dann fragen Sie ein bisschen: ‚Wie ist denn das?‘ Und dann sagt die Mutter: ‚Na ja, mal gucken, ob es klappt.‘ Das ist offensichtlich ein Problem, wenn man mit diesem ‚Mal gucken, ob es klappt‘ in die Geburt geht. Sondern wichtig ist tatsächlich, dass man sich möglichst vorher schon entschieden hat: ‚Ja, ich möchte gerne, dass es klappt. Ich möchte gerne, dass das funktioniert.‘ Das heißt, die Beratung vor der Entbindung ist schon mal ganz wichtig, diesen Stillwunsch der Mutter zu fördern. Also Stillförderung vor und nach der Geburt haben wir da auf diesem Merkzettel aufgeschrieben, und da ist aber auch extrem wichtig, was die Partner dazu sagen. Also ein indifferenter Partner ist da nicht besonders hilfreich. ‚Naja, du kannst ja mal gucken, ob es klappt‘ ist kein besonders guter Ansatz, sondern der Ansatz muss lauten: ‚Ja. Ja, du wirst es schon irgendwie hinkriegen!‘ Da ist offensichtlich die Rolle des Partners wichtig, und wichtig ist, dass eine Beratung stattfindet. Da kann man jetzt berufspolitisch werden und könnte sich überlegen: ‚Naja, wahrscheinlich macht es Berufsgruppe A besser als Berufsgruppe B‘. Die Kinder- und Jugendärzte würden sagen: ‚Wir sind sowieso die Tollsten und Besten. Wir können das am allerbesten.‘ Die Stillberaterinnen würden es sagen, die Hebammen würden es sagen, die Kinderkrankenschwestern auf den Stationen. Am Ende ist es wurscht, wer es macht, Hauptsache, es findet eine Stillberatung statt. Und es ist auch egal, ob es ambulant oder stationär stattfindet. Wie gesagt, entscheidend ist, es muss funktionieren, und es muss stattfinden, und wo und wer es macht, ist fast egal. Ich sag jetzt mal, außer, man gerät – wie überall im Leben – irgendwie an Extremisten, dann ist es natürlich nicht egal. Ganz wichtig, und da sind wir in der Klinik manchmal echt nicht gut, ist dieses Thema Hautkontakt unmittelbar nach der Geburt. Da sind wir oft gar nicht so gut, nicht weil wir es irgendwie blöd finden oder weil wir sagen, ist nicht so wichtig, sondern weil es einfach manchmal Zeitnot gibt. Da gibt es mehrere Frauen, die gerne in den Kreißsaal wollen, und ganz wichtig ist die Ruhe unmittelbar nach der Geburt. Das Baby liegt auf dem Bauch und darf in Ruhe nach der Brustwarze suchen, und das braucht Zeit und Ruhe. Und wenn dann die Hebamme kommt und sagt: ‚Jetzt mal zack, zack, zack auf die Wochenstation, weil ich die nächsten Frauen hab, die in den Kreißsaal müssen‘, dann ist das schlecht. Also, da müssen wir in den Kliniken uns überlegen, wie wir das sozusagen besser hinkriegen. Also, Hautkontakt scheint ein ganz, ganz wichtiger Punkt zu sein. Wissen wir auch, dass das mit der Oxytocin-Ausschüttung wirklich in Zusammenhang steht.

Nibras Naami: Ja, super, dass du nochmal betont hast, wie wichtig die Rolle der Partner der Frauen ist. Das finde ich einen Punkt, der bis heute, obwohl wir sagen, wir sind so modern, immer noch sehr vernachlässigt wird. Also, es gibt ja schon viele, die immer noch nach drei, nach sieben Tagen, nach Geburt des Kindes schon wieder zur Arbeit ziehen und Mütter dann alleine zu Hause klarkommen müssen. Ich denke, das hat sicherlich auch einen Einfluss darauf, wie gut es mit dem Stillen klappt, ob die Mutter sich wirklich nur darauf konzentrieren kann oder ob sie, ja, den ganzen Kram drumherum auch noch stemmen muss.

Axel Enninger: Du weißt, dass da bei mir als Klinikchef zwei Seelen in meiner Brust wohnen. Die zunehmende Zahl der Elternzeiten bei den Männern macht es mir nicht einfacher. Aber völlig richtig. Ich bin absolut dafür, aber ich glaube, wir dürfen die Rolle der Partner nicht unterschätzen, und eben auch, wenn so ein Partner sagt: ‚Na ja, ich finde, besonders toll sieht das jetzt nicht aus, wenn du dein Kind stillst.‘ Das sind so Bemerkungen, die möglicherweise doch fallen, oder zumindest unterbewusst wird dieses Signal ausgesendet. Ich glaube, da müssen die Männer auch mal ein bisschen, sag ich mal, an sich selber arbeiten.

 

Aufregerthema Stilldauer

Nibras Naami: Jetzt kommen wir zu einer Frage, die ist für mich so ein typischer Mythos, der diskutiert wird oder auch, aus meiner Sicht, ein ziemliches Aufregerthema: Wie lange überhaupt gestillt werden soll, bis man mit der Beikost beginnt. Da geht‘s direkt los, wenn man darüber nachliest. Viele dieser Fragen, die uns gestellt denn, kommen ja daher, dass Eltern heutzutage immer mehr und intensiver im Internet recherchieren. Wenn man Dr. Google bedient, stößt man auf zwei Aussagen. Zum Beispiel: DGKJ empfiehlt, ab dem fünften bis spätestens sieben Lebensmonat mit der Beikost zu starten. WHO sagt: Sechs Monate voll stillen. Das sind zwei Aussagen, die sich ja erst mal sofort widersprechen und dazu führen – und ich kriege das immer mit bei Hörerpost zum Podcast, aber auch in der Klinik und auf sozialen Medien liest man es sehr viel – dass da fast schon zwei Lager gegeneinander kämpfen. Die, die früher anfangen mit der Beikost gegen die, die sechs Monate voll stillen. Was ist denn jetzt da richtig?

Axel Enninger: Was schreibst du denn in deinem Buch?

Nibras Naami: Also ich bin natürlich dafür, dass wir früher anfangen als mit den sechs Monaten voll. Also bei meinem Kind hätte es auch gar nicht funktioniert, der hat mit vier Monaten schon angefangen, sich die Sachen in Mund zu stecken, und da hat man gemerkt, der möchte auch. Also da wäre es fast schon, ja, unschön gewesen, ihm es überhaupt vorzuenthalten. Also, da hat man es auch schon gespürt, dass er will, und im Sinne der Allergieprävention, da kommen wir ja gleich dazu, ist es auch nochmal ein Thema des Zeitpunktes.

Weltbevölkerung, Deutschland und was nach dem Stillen kommt

Axel Enninger: Also grundsätzlich, glaube ich, muss uns klar sein, dass die WHO natürlich in ihren Empfehlungen einen ganz anderen Fokus hat als die DGJK oder, sag ich mal, die deutsche, mitteleuropäische Sichtweise. Die WHO muss natürlich Empfehlungen herausgeben, die für die Weltbevölkerung gut und richtig sind. Und da ist der entscheidende Punkt natürlich Proteinmangelernährung und adäquate Proteinversorgung der Babys im ersten Lebensjahr. Deswegen ist die WHO-Empfehlung absolut richtig und in Ordnung zu sagen, mindestens sechs Monate stillen, lieber länger. In der WHO-Empfehlung steht ja zum Teil bis zum zweiten Lebensjahr. Das hat aber natürlich etwas damit zu tun, dass auch die Region Subsahara WHO-Empfehlungen umsetzen muss. Das heißt, es ist völlig klar, dass die WHO-Empfehlung so ist, wie sie ist. Wichtig ist aber dann natürlich, wenn wir in die Diskussion gehen, dann erleben wir ja manchmal, sag ich mal, sehr stillpositive Berufsgruppen, die sagen: ‚Naja, die WHO-Empfehlung sagt mindestens sechs Monate. Was sagen Sie denn jetzt als Kinderarzt hier?‘ Da muss man sagen: ‚Ja, WHO-Empfehlung ist für die gesamte Welt. Wir leben aber hier in Deutschland, und in Deutschland ist Proteinmangelernährung nicht so sehr unser Thema.‘ Sondern unser Thema ist natürlich, wie du sagst, Allergieprävention. Allergieprävention, das wissen wir, haben wir in den letzten Jahren gelernt, hat sich deutlich verändert. Der Shift ging von Karenz zu Exposition. Nochmal einer meiner Lieblingssprüche: „Toleranz entsteht durch Kontakt.“ Nicht nur in der Nahrungsmittelindustrie übrigens. Nicht nur bei Nahrungsmitteln. Toleranz entsteht durch Kontakt. [Publikum klatscht.] Und da wissen wir jetzt, dass die frühzeitige Einführung von Beikost, von anderen Allergenen, offensichtlich davor schützt, dass sich Allergien entwickeln. Da gab es die berühmte Erdnuss-Studie aus den USA, wo man – Achtung, Achtung nicht die Gesamtbevölkerung untersucht hat, sondern nur Hochrisikofamilien – aber wo es eben um die frühe oder späte Einführung von Erdnüssen ging und wo jetzt gerade relativ frisch die Daten veröffentlicht wurden fürs Schulalter. Man hat festgestellt, dass dieser positive Effekt der frühen Einführung von Erdnüssen sich bis ins Schulalter bewahrheitet. Sie haben weniger Erdnussallergien. Von da wird extrapoliert, dass auch die frühe Einführung von anderen Allergenen ab dem vollendeten vierten Lebensmonat sinnvoll ist und gut ist, wenn ich Dinge einführe, bei denen ich auch davon ausgehe, dass ich sie regelmäßig gebe. Da kommt Lars Lange gerade hier zur Tür herein, der immer betont und sagt: ‚Du musst nicht Erdnüsse einführen, wenn es in diesen Familie niemals später mehr Erdnüsse gibt.‘ Das ist totaler Quatsch. Dann ist es auch blöd. Sondern Dinge einführen, die man dann weiter zuführt. Das heißt, das Thema Allergieprävention ist extrem wichtig, und deswegen die Empfehlung, auch diese von mir aus nachvollziehbare Empfehlung, zu sagen: früh anfangen. Der positive Schutzeffekt vom Stillen ist nach vier Monaten mehr oder weniger… nicht aufgebraucht, aber mit vier Monaten hat man quasi seine Allergiepräventionspflicht erfüllt. Sechs Monate ist super, aber alles in der Zeit dazwischen ist okay.

Nibras Naami: Ich finds super, dass du das nochmal betont hast, dass der WHO-Gedanke sich auf die ganze Welt bezieht. Man muss sich ja auch immer überlegen, was schließt sich denn dann an die Stillmahlzeit an? Bei uns ist es eine highly sophisticated Babynahrung oder selber hergestellt, wo aber alles drin ist, wo man sich Mühe gibt. Das kann in einem anderen Land eben ein Hirsebrei sein, nur mit Wasser angerührt, der sehr einseitig ist, der wenig komplexe Nährstoffe enthält, und dann ist es natürlich besser, noch mal zwei Monate länger gestillt zu haben.

Axel Enninger: Ja, da freust du dich über jedes Gramm Eiweiß, das ins Kind gerät.

Nibras Naami: Ja, genau. Wo wir jetzt schon über einzelne Nahrungsmittel sprechen, sag mir jetzt mal bitte eins als Ernährungsexperte: Was hat es eigentlich mit diesen Pastinaken auf sich? [Publikum lacht.]

Axel Enninger: Wenn ich das wüsste…

Nibras Naami: Also, ich glaube, 95 % des weltweiten Pastinakenkonsums geht auf deutsche Babys zurück. [Publikum lacht.]

Axel Enninger: Ich hab mich das auch immer gefragt und ehrlich gesagt, ich glaube, es gibt keine Antwort. Ich glaube, die einzige Brücke, die man sich irgendwie bauen kann, ist die: Es gibt kaum Pastinakenallergien, ich kenne jedenfalls kaum welche, erstmal Nr. 1. Und zweitens ist Pastinake ziemlich süß. Ich glaube, der Trick ist natürlich der, Muttermilch ist relativ süß, und dann ist es nicht schlecht, ich fange mit etwas an, das auch relativ süß schmeckt. Ich glaube, die Welt geht nicht unter ohne Pastinake, aber wenn es Pastinake sein soll, inshallah, von mir aus.

Nibras Naami: Okay, super, danke. Jetzt kann man die pürieren. Es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, wie man Dinge zu sich nehmen kann. Stichwort: „Baby Led Weaning“. Da habe ich nämlich mal überlegt, können wir hier im Saal doch einmal kurz fragen. Baby Led Weaning, dieser englische Begriff, wer hat den schon mal gehört?

 

DGKJ und Baby Led Weaning nicht unbedingt widersprüchlich

Axel Enninger: Hey, also, für die Zuhörerinnen und Zuhörer kann ich nur sagen: Aufzeigensquote über 90 %, also Baby Led Weaning ist offensichtlich in den Kinder- und Jugendarztpraxen das Riesending. Vielleicht für diejenigen, die es trotzdem noch nicht gehört haben: Da geht es darum, dass die Kinder sozusagen selber… Das Baby leitet das Abstillen. Daher kommt der Ausdruck Baby Led Weaning, also das Baby bestimmt sozusagen. Das Prinzip ist, den Kindern entweder Rohes oder nur minimal gegarte Lebensmittel in die Hand zu geben, damit die Kinder dann selber entscheiden, welche und wie sie die Nahrungsmittel zu sich nehmen. Als ich anfing, mich vor ein paar Jahren damit zu beschäftigen, habe ich ein Horrorbild von lauter Babys mit Karotten-Aspiration vor mir gehabt. [Publikum lacht.] Habe gedacht, das kann doch jetzt nicht wahr sein, dass wir jetzt hier lauter Karotten-Aspirationen provozieren. Am Ende muss man sagen, die Furcht ist unbegründet. Da gibt es gute Studien dazu, die zeigen, dass beim Baby Led Weaning die Aspirationsgefahr nicht besonders groß ist. Aber es gibt aus meiner Sicht zwei Probleme, wenn ich es ganz streng betrachte. Punkt Nr. 1 hatten wir vorhin schon gesagt, dass wir eigentlich wollen, dass Nahrungsmittel möglichst früh eingeführt werden und dann auch regelmäßig eingeführt werden. Da weiß man beim Baby Led Weaning, dass das länger dauert. Es dauert einfach länger, bis ich bestimmte Nahrungsmittel eingeführt habe. Das heißt, wenn ich davon ausgehe, da gibt es möglicherweise – das ist ein bisserl umstritten, aber vielleicht gibt es – ein sogenanntes window of opportunity, wo ich sagen kann, in der Zeit wäre es gut, ich würde möglichst viele Allergene einführen. Das ist beim Baby Led Weaning weniger und man führt weniger Allergene ein. Das wäre für mich ein Punkt, wo ich sagen würde: ‚Ah, vielleicht schwierig.‘ Aber ehrlich gesagt war die DGKJ-Empfehlung ja nicht völlig weg vom Baby Led Weaning. In der DGKJ-Empfehlung stand und steht auch immer noch, dass, wenn die Kinder teilnehmen sollen, so wie deine Tochter, wie du das gesagt hast, wenn die Kinder nach Lebensmitteln greifen, ist das ja völlig in Ordnung. Dann dürfen sie ja die Karotte oder die Pastinake von mir aus oder was auch immer in der Hand haben und gerne sozusagen dazu essen. Diese Verteufelung des Löffels finde ich ein Problem. Die gleichzeitig manchmal geäußerte Verteufelung, das ist gefährlich fürs Kind, finde ich auch ein Problem. Ich glaube, die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen, und ja, es hängt auch ein bisschen davon ab, wie viel die Familie aushalten kann. Es ist halt ehrlich gesagt, auch manchmal schlicht Schweinerei, wenn ich weiß, ich hab da lauter Babybrei und Karotte und alles Mögliche um dieses Kind liegen. Die einen können es besser ertragen als die anderen, und das muss jede Familie irgendwie selber entscheiden, finde ich.

Die Ernährungsfrage braucht keine Zweitreligion zu werden

Nibras Naami: Ja, ich finde, problematisch bei dem Thema ist, dass das teilweise wie so eine Religion behandelt wird und dann Lager entstehen: entweder Beikost, Breikost, Baby Led Weaning. Ich habe einen Fall erlebt von einem Kind mit einer schweren Eisenmangelanämie, wo die Beikosteinführung mit Brei gut funktioniert hat, dann eine befreundete Hebamme gesagt hat: ‚Nee, also Brei ist doch schlecht! Baby Led Weaning, das ist der Weg! Das fördert die Motorik, das fördert die Entwicklung!‘ Hat die Eltern dazu gebracht, das alles abzubrechen, zu versuchen, umzusteigen. Das Kind hat es dann natürlich nicht gut angenommen, und weil man aber so einen religiösen Ansatz da gewählt hat, gesagt hat, alles andere ist schlecht, hat sich das Kind dann tatsächlich in einen Nährstoffmangel hineinentwickelt. Eine Mischung aus beidem ist, glaube ich, was du jetzt auch gesagt hast, der gesunde Weg. Also, wenn das Kind da Interesse zeigt, kann man das sehr gerne fördern. Und ich glaube, wie man das zubereitet. Da gibt es ja auch einen Unterschied. Gebe ich nur gedünstete, einzelne Lebensmittel oder mache ich meinem Kind einen Puffer mit verschiedenen Gemüsen drin, wo ich vielleicht auch noch mal irgendetwas hineinarbeite, wo Nährstoffe drin sind?

Axel Enninger: Ja, ich brauche eine gewisse Kaloriendichte.

Nibras Naami: Genau.

Axel Enninger: Ich brauche eine gewisse Kaloriendichte in den Breien. Es steht ja nicht umsonst in den Empfehlungen, dass man die auch mit ein bisschen Öl und hochwertigen Pflanzenölen anreichert, und das fehlt natürlich beim Baby Led Weaning auch. Also wie immer: Warnung vor Extremismus. Die armen Kinder sollten jetzt nicht vor der halbgegarten Pastinake verhungern. [Publikum lacht und klatscht.]

Geschwister von Kindern mit Zöliakie wie alle anderen auch

Nibras Naami: Ich will dich gerne noch zu einem Aspekt fragen. Wir sind jetzt schon auf die frühe Einführung von gewissen Lebensmitteln eingegangen, auch um Allergien vorzubeugen. Wozu es häufig Fragen gibt, dass ist das Thema Gluten, gerade wenn in der Familie vielleicht ein anderes Kind Gluten bereits nicht verträgt. Wie ist es da? Gilt da auch je früher, desto besser, je mehr, desto besser, oder ist es beim Gluten so, dass man da noch auf andere Aspekte achten muss?

Axel Enninger: Also grundsätzlich ist es einfach geworden: Kinder aus Familien, wo es Zöliakie gibt, werden genauso behandelt wie alle anderen Kinder auch. Das ist simpel. Also Gluten wird dann eingeführt, wenn man auch Gluten einführen will, also frühestens nach vollendetem vierten Lebensmonat. Was man weiß, was das Zöliakierisiko erhöht, ist zu frühes Einführen. Da gab‘s in den 70er, 80 er Jahren in Schweden mal so eine Tendenz, schon im dritten Lebensmonat relativ viel glutenhaltigen Brei einzuführen. Das hat in Schweden zu einem rapiden Anstieg der Zöliakierate geführt. Also, zu frühes Einführen ist blöd. Zu spätes Einführen ist auch blöd, Stichwort: Toleranzentwicklung. Normales Einführen wie bei allen anderen Kindern auch. Also Geschwisterkinder in Familien mit Zöliakie werden genauso behandelt wie alle andern auch. Ziemlich einfach.

Kinderbrei multikulti, aber beim Biscotti-Brei ist Schluss

Nibras Naami: Okay, schön! Der nächste Punkt hat ein bisschen was mit Deutschland zu tun, wie wir hier so ticken in Deutschland. Also, was ich an Deutschland ja liebe, das ist, dass wir so eine bunte Nation sind, dass wir hier einen Mix von ganz vielen Kulturen haben. Also, ich lebe in der Großstadt und habe das Gefühl, das ist ein internationaler Ort geworden. Beim Thema Ernährung hab ich das Gefühl – wo du auch vom Toleranz sprichst – hört die Toleranz ganz schnell auf. Und da kommen wir zum Beikostfahrplan. Der deutsche Beikostfahrplan, wenn man sich den mal aufmacht in seinen verschiedenen Formen, ist dann doch sehr… ja, erinnert eher an so einen Militärhierarchieaufbau, ganz oben… und Unterbau und so. Also ganz strikt. Und so ist es, dass manchmal Familien mit anderem kulturellen Hintergrund, die vielleicht die Beikost anders machen wollen, schnell auf Ablehnung stoßen. Also zum Beispiel sagt eine indische Familie, seit 27 Generationen geben wir unserem Kind Linsen in der Beikost und dann heißt es nein: Gemüse-, Kartoffel-, Fleischbrei. Ähm, müssen wir da ein bisschen offener werden und auf die kulturellen Aspekte eingehen und uns selber vielleicht auch mal öffnen und auch mal damit beschäftigen, was um den Globus verteilt noch so in einem Kinderbrei landet?

Axel Enninger: Ja, absolut! Da gibt es überhaupt gar keinen Widerspruch meinerseits. Also, wir können ja die indische Familie einmal nehmen. Ich kenne da keine Untersuchungen dazu, aber ich könnte mir vorstellen, dass Muttermilch von traditionell indisch kochenden Müttern mal ganz anders schmeckt als Muttermilch, Frauenmilch, von deutsch kochenden Müttern. Auch das Thema „scharf“. Babys vertragen kein „scharf“, denken wir ja so. Wie ist das in Indien? Wie ist das in Südindien? Also auch zum Thema Gewürze, glaube ich, dürfen wir toleranter werden. Ich glaube – ich sag jetzt mal ein bisschen was Stereotypes – wir neigen ja manchmal in Deutschland dazu, Regeln sehr streng zu befolgen, und dieser Nahrungsaufbau, Forschungsinstitut Kindesernährung erstes Lebensjahr, das haben wir ja alle irgendwie. Wir haben in unseren Praxen überall diese Stufen-Schemata, und da steht eben der berühmte Gemüse-, Kartoffel-, Fleischbrei drin. Und wenn man dann, was weiß ich, mit Familie mit türkischer Herkunft spricht, dann frage ich immer: ‚Was kriegt denn Ihr Kind?‘, und dann kommt immer: ‚Gemüsesuppe.‘ So, das kommt da ganz häufig: ‚Gemüsesuppe.‘ Dann denkt man kurz drüber nach und denkt: ‚Naja, was spricht eigentlich gegen Gemüsesuppe?‘ Das ist auch nichts anderes, es ist nur ein bisschen anders zubereitet. Insofern, ja, finde ich, da dürfen wir tolerant sein. Meine Toleranz hört allerdings bei bestimmten Dingen auf, ehrlich gesagt. Das gilt übrigens auch sonst. Manchmal denke ich, jetzt ist mal Schluss. Zum Beispiel hört meine Toleranz auf bei dem berühmten italienischen Biscotti-Brei. Also, sozusagen eine Milch mit Zucker und aufgelöstem Zwieback ist, ehrlich gesagt, ernährungsphysiologisch ziemlich blöd. Deswegen hört meine Toleranz bei dem Biscotti-Brei auf. Aber, Achtung, Achtung, fassen wir uns schön an unserer eigenen Nase! Einer der meistverkauften Babybreie in Deutschland ist was? Stracciatella-Brei! [Lachen im Publikum]. Da brauchen wir gar nicht streng nach Italien zu gucken. Also, ja, wir müssen kulturell tolerant sein, aber auch da darf man manchmal sagen: ‚Hm, keine gute Idee!‘

Nibras Naami: Über den Stracciatella-Brei wusste ich selber noch nicht Bescheid. Kann man den auch als Erwachsener mal probieren, oder…? [Lachen im Publikum.]

Axel Enninger: Du kannst essen, was du willst von mir aus nicht. Nee, nicht gut. Iss was Gescheites.

Nibras Naami: Alles klar! Wir waren ja gerade schon bei diesem tollen Ausdruck des Gemüse-, Kartoffel-, Fleischbreis. Jetzt ist es so, wenn man sich ein bisschen mehr mit dem Thema beschäftigt und wenn man sich auch mal online Rezepte anguckt, auch zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ich habe das Gefühl, manchmal sind die Rezepturen nicht genau genug, dann steht da einfach nur „Fleisch“. Aber Fleisch ist ja nicht gleich Fleisch. Es gibt ja verschiedene Sorten: Geflügel, Rind, Schwein. Gleiches gilt aber auch für Fisch. Also, Fisch soll ja auch regelmäßig in die Beikost anstelle des Fleisches wegen der Omega-3-Fettsäuren. Aber auch da, da gibt es doch auch Unterschiede zwischen den Sorten. Das findet sich, finde ich, relativ selten in den Empfehlungen wieder. Was sagst du dazu?

Axel Enninger: Ja, ich finde, das ist Fluch und Segen. Ich finde zu strenge Vorgaben manchmal echt blöd. Da weiß ich jetzt nicht, wie es in Ihrer Praxis ist. Aber ich arbeite in Stuttgart, und in Stuttgart gibt es viele Familien mit Ingenieuren. Bei Bosch, bei Porsche, bei Daimler, und wenn die irgendeine Vorschrift lesen, dann wird diese Vorschrift eingehalten, und zwar haarklein und ganz genau. Deswegen finde ich manchmal eine Vorschrift doof, wenn drinsteht, ich muss 15 g gedünstetes Rindfleisch nehmen, oder ich muss einmal in der Woche Makrele, dann muss ich noch Lachs und dann muss ich sonst was nehmen. Auch da finde ich, die Variation darf groß sein. Insofern habe ich habe eine gewisse Sympathie mit: ‚Machen Sie es, wie Sie es denken, und machen Sie es, wie es auch in Ihre Familie passt.‘ Immer mit dem Hintergrund, Einseitigkeit zu vermeiden. Und nochmal: Manche Familien brauchen vielleicht strengere Vorgaben. Die Klientel, die ich so sehe, die braucht oft eher eine gewisse Befreiung von strengen Vorgaben. [Publikum klatscht.]

Nibras Naami: Super, danke, dass du das Thema nochmal so ein bisschen auflockerst. Wenn man so im Internet schaut, kann man natürlich auch denken, die Küche müsste bald zu einem Chemielabor umgebaut werden.

Axel Enninger: Ja, furchtbar! Also das ist, das ist ja manchmal auch diese… Wir haben ja, das kennen Sie in Ihren Praxen sicher auch, wir haben ja so unterschiedliche Fraktionen. Wir haben manchmal diese hyper-, hyper-, hyperinformierten Eltern, die sich wirklich Sorgen machen: ‚Mein Kind hat in den letzten zwei Wochen keine Makrele gegessen. Kriegt mein Kind jetzt einen Omega-3-Fettsäuremangel und kriegt es vielleicht nicht den Einsnuller-Schnitt?‘ So, das sind die einen. Und die anderen, die haben überhaupt keine Ahnung, die haben keinen Plan davon, was sie ihren Kindern zu essen geben, und irgendwo dazwischen ist die Mischung. Und die, die so besonders besorgt sind, den sage ich immer: ‚Also, wissen Sie, Sie machen das alles so wunderbar, die 1+ brauchen Sie nicht bei der Kinderernährung.‘

Kuhmilch in Maßen

Nibras Naami: Okay, vielleicht kannst du uns bei einem weiteren Thema helfen, wo, glaube ich, ganz viele Eltern auch genau das haben, dass sie sich Sorgen machen. Das ist das Thema Kuhmilch. Das ist, glaube ich, in den letzten Jahren auch ein bisschen zu einem „Hypethema“ geworden auch in die Richtung, dass gesagt wird, Kuhmilch sei dann doch nicht ganz so gut, vielleicht vor allem in großen Mengen. Was kannst du uns dazu sagen, gerade fürs erste Lebensjahr? Welche Mengen sind ab wann in Ordnung? Wie lange kann man davon auch die Finger lassen?

Axel Enninger: Also grundsätzlich nochmal: Muttermilch, Frauenmilch wollen wir haben, und dann kommt ja der berühmte Gemüse-, Kartoffel-, Fleischbrei mit oder ohne Pastinake. Aber dann kommt ja irgendwann der Obst-Getreidebrei, den man dann auch mit Milch anrühren darf, und das darf man ruhig mit normaler Kuhmilch machen. Da muss man nichts Spezielles kaufen, da spricht überhaupt nichts dagegen. Das große Problem ist, dass, wenn die Kinder dann relativ rasch Kuhmilch trinken, relativ viel Kuhmilch trinken, dann, wenn‘s blöd kommt, essen sie eben wenig Beikost und trinken viel Milch. Und am Ende des Tages landen sie bei dir als Hämatologen, weil sie nämlich blass wie die Wand sind, das Ferritin ist praktisch nicht messbar, weil in Kuhmilch praktisch kein Eisen ist. Dann hast du sie als Kunde!

Nibras Naami: Ja, genau. Das liegt natürlich auch am hohen Kalziumgehalt von der Kuhmilch, das ist ja ein negativer Einfluss auf die Eisenresorption. Es gibt Einflüsse, die ja positiv sind, wie Vitamin C, wissen wir alle. Kalzium hat den umgekehrten Effekt. Das trägt also auch noch mal stark dazu bei. Die Fälle kennen wir, glaube ich, alle aus der Praxis und der Klinik. Das Kind, das jeden Tag einen Liter Kuhmilch einfach so in die Flasche geschüttet bekommt und dann seinem Schicksal überlassen wird, sich selber damit zu ernähren. Das ist manchmal auch etwas Kulturelles, muss man sagen. Ich glaube, in anderen Kulturen ist es dann doch verbreiteter, Kuhmilch zu geben. Da kann man auch versuchen, ein bisschen drauf zu achten. Also, was wir eben gesagt haben, das ganze Positive mit den kulturellen Unterschieden, da gibt es auch manchmal Aspekte, die vielleicht nicht so ideal sind, auf die man Rücksicht nehmen kann. Was man aber auch sagen muss, es gibt natürlich schon auch viele Kinder, die aus anderen Gründen mit Eisenmangel bei uns landen. Also, was wir eben schon zum Beispiel gesagt haben mit den nicht so gut durchgeführten Ernährungsformen, sei es Baby Led Weaning, aber auch den Babybrei kann man zu einseitig machen. Wir kommen auch gleich nochmal auf das Thema pflanzenbasierte Ernährung und ob das auch so ein hoher Risikofaktor für Eisenmangel ist, ob das wirklich so ist. Aber klar, Kuhmilch, das ist der Klassiker, den wir sehen.

Axel Enninger: Das heißt, normale Kuhmilch einführen zu dem Brei, aber nicht als Getränk. Menge langsam steigern. Ich glaube, aber aufpassen, wenn man jemanden hat, wo man denkt, man wurde vielleicht sprachlich nicht gut verstanden oder auch finanzielle Themen. Formulanahrung ist einfach deutlich teurer als die gekaufte H-Milch, auch das ist manchmal ein Aspekt, wo man aufpassen muss. Aber wollen wir „vegan und vegetarisch“ nochmal gleich aufgreifen? Das ist ja auch nochmal unser heißes Thema.

Vegan, vegetarisch ist mehr als ein Trend

Nibras Naami: Unbedingt. Ich denke, das Thema ist sehr, sehr wichtig. Jeder weiß, glaube ich, hier im Saal und auch die Zuhörer, dass in Deutschland in den letzten Jahren die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch und vegan ernähren, stark zugenommen hat. Es ist eine Lebensform, die immer mehr Leute wählen, für sich, aber auch für ihre Familien und Kinder, und ich glaube, das ist kein Trend mehr. Das ist eine Bewegung, die sich auch nicht mehr umkehrt. Das heißt, wir als Kinderärzte müssen lernen, wie wir Familien zu dem Thema adäquat beraten, und da, glaube ich, haben wir eine kleine Schwachstelle. Wir sind, glaub ich, eine tolle Ärzteschaft als Kinderärzte, aber da erlebe ich immer wieder, dass Eltern verzweifelt sind, wenn gesagt wurde: ‚Nee, mit dem Thema will ich nichts zu tun haben. Gehen Sie bitte alleine in den Knast, wenn Sie Ihrem Kind keine tierischen Lebensmittel geben.‘ Dann kommen die Eltern völlig entgeistert zurück, weil sie das Gefühl haben, sie tun ihrem Kind etwas ganz Böses. Deswegen, glaube ich, müssen wir das so ein bisschen aufdröseln, und vielleicht fangen wir erst einmal an beim Thema Formulanahrung. Also wieder zurück zur Stillmahlzeit. Da kennen bestimmt auch viele der Hörer die Frage nach pflanzenbasierten Formularnahrungen. Wie ist da aktuell der Kenntnisstand?

Axel Enninger: Also, eigentlich gibt es da einen Zulassungsstatus. Das ist relativ einfach. Die EU-Zulassungsbehörde hat Kuh, Ziege und Soja zugelassen als Eiweißquelle für Säuglingsnahrung. Alles andere ist nicht zugelassen, das kann man ganz klar und deutlich sagen. Alles, was ich sonst an Mandel, Hafer, sonstige Milchersatznahrungen finde, ist nicht zugelassen. Wir können schon mal einen Spoiler machen für die zweite Folge unseres Live-Podcasts. Da werden wir uns mit Ernährungsmythen jenseits des ersten Lebensjahres befassen. Da reden wir dann auch nochmal speziell über diese pflanzenbasierten Milchersatznahrungen. Also wichtig: Kuh, Ziege, Soja sind die zugelassenen Eiweißquellen bei Formula-Ernährung, und die sind dann auch jeweils mit ausreichend Eisen angereichert. Soja wird wegen der phytoöstrogenartigen Wirkung vom Sojaeiweiß für gesunde Kinder nicht unbedingt empfohlen. Aber Klammer auf (das sind, sag ich mal, aus dem Tierversuch extrapolierte Ideen). Da muss man sagen, wenn eine Familie unbedingt ihr Kind pflanzenbasiert ernähren will, dann lieber mit Soja als mit irgendetwas, sage ich mal salopp gesprochen, „Selbstgepanschtem“. Dann lieber Soja. Und der zweite Punkt, den hast du schon gut angesprochen, und wir haben jetzt nicht mehr so richtig viel Zeit, aber vielleicht zwei Punkte. Wir alle sind darauf trainiert: Eisen, Eisen, Eisen. Jedes unserer Frühchen kriegt Eisen, weil sie vor der Geburt nicht genug Eisenspeicher mitkriegen. Wir fangen Beikost an, um Eisen einzuführen, und dann kommt da eine Familie, die sagt: ‚Aber Fleisch will ich nicht.‘ Das heißt, wir werden erst einmal erwischt an einem relativ wunden Punkt, wo wir denken: Achtung, Achtung! Wir alle haben gelernt, das ist gefährlich, und da müssen wir aufpassen, wie wir mit diesem Impuls umgehen. Denn, was wir ja eigentlich wollen, ist, mit diesen Familien im Gespräch zu bleiben, und was wir nicht wollen, ist, mit viel Konfrontation gucken, dass diese Familien aus unseren Praxen oder aus der Sprechstunde gehen und sagen: ‚Okay, der kann mir jetzt irgendwie nicht helfen. Ich habe ein Problem damit, tierbasierte Nahrung zu geben.‘ Und spannend ist ja auch, wenn man mal in andere Länder guckt. Die American Academy of Pediatrics hat zum Beispiel gesagt, dass eine vegetarische Ernährung bei Säuglingen und Kleinkindern durchaus funktioniert. Das heißt, es ist nicht so, auch da wiederum andere Länder andere Empfehlungen, dass man sagen kann, es geht gar nicht. Es ist aufwendig, es ist total aufwendig, und es ist wirklich schwierig, und ich glaube, wir brauchen Ernährungsfachkräfte, die uns dabei unbedingt helfen. Aber mein Credo wäre, mit diesen Familien im Gespräch bleiben, versuchen, aufzunehmen, was es denn ist, und ich habe da durchaus Sympathien, wenn ich mir die Tierhaltung in Deutschland angucke. Das finde ich zum Teil furchtbar, was da passiert. Insofern kann ich den Impuls gut verstehen, und wenn man da sagt: ‚Ich verstehe Ihren Impuls, aber wir müssen jetzt einen Weg finden, wie wir das gemeinsam für Ihr Kind gut hinkriegen‘, und dann vielleicht eine Ernährungsfachkraft mit ins Boot zu nehmen, wär aus meiner Sicht der aktuell eher zu empfehlende Weg, als mit dem Jugendamt zu drohen und zu sagen: ‚Wenn Sie das nicht ordentlich machen, dann schicke ich Ihnen das Jugendamt auf den Hals, und dann arbeiten wir an Ihrer Entmündigung.‘ Also, ich glaube, das müssen wir einfach lernen, auch wenn es uns manchmal schwerfällt, und auch mir fällt es manchmal schwer, so dass ich denke: ‚Oh, oh, oh, da sind aber jetzt dreimal schräge Gedanken.‘ Aber nützt ja nix, wir müssen diese Kinder gut versorgen.

Nibras Naami: Ja, und ich glaube, wir müssen uns eingestehen, dass wir trotzdem in Deutschland schon auf einer etwas konservativeren Insel sitzen, was das Thema angeht. Du hast die amerikanische Empfehlung genannt. Da wird ja sogar gesprochen von veganer Ernährung. Also vegane Ernährung, in Australien, der gleiche Wortlaut „in all stages of life cycle“, da steht sogar drin „including pregnancy, Stillzeit und Kleinkindzeit.“ Also, da gibt es schon Differenzen unter den Ländern, aber es ist, glaube ich, heutzutage nicht mehr so einfach, es abzuwehren. Ich glaube, was dann nämlich passiert, die Sorge ist: Diese Leute landen alle im Internet und suchen dort nach Alternativen und stoßen auf ganz Abstruses. Du hast eben von selbstgepanschten Milchalternativen gesprochen. Es ist erschreckend, was man da findet, wie man sich zu Hause eine Säuglingsnahrung aus Mandelmilch anrührt, selbst hergestellt. Und das ist sicherlich dann für das Kind das Allerschlechteste.

Ernährungsberater ins Boot holen

Axel Enninger: Genau, da wollen wir die Leute sicher nicht hinhaben, aber man muss natürlich schon auch Dinge ansprechen. Also, wenn ich mein Kind besonders ernähren will und gleichzeitig die Eltern mir sagen, er oder sie ist besonders wählerisch, Stichwort: „picky eater“, dann wird es ganz schwierig. Einen picky eater gleichzeitig auch noch vegan zu ernähren, da wird es extrem mühsam, und da muss man sagen: ‚Hm, sind wir da wirklich auf dem richtigen Dampfer?‘ Aber nochmal: Im Zweifelsfall müssen die Ernährungsfachkräfte unbedingt mit ins Boot, das wäre wichtig. Sie haben einfach diesbezüglich auch mehr Zeit als wir und auch mehr Knowhow.

Nibras Naami: Ja, ich glaube, wir sind auch schon am Ende der Zeit angekommen, lieber Axel. Ich kann es kaum glauben. Ich finde, das ist hier ein total cooles Format gewesen, und die Zeit ist verflogen. Ich hoffe, wir haben noch ein bisschen Zeit für ein paar Fragen.

Axel Enninger: Ja, vielen Dank. Ich weiß jetzt gar nicht, wie man so einen Podcast beendet, wenn man nicht sozusagen der Host ist. Danke dir! [Applaus.]

Publikumsfragen und Antworten

Iris Eckhardt: Ich denke, man beendet ihn mit einem tosenden Applaus. Das hat das Publikum schon getan. Ganz herzlichen Dank! Gibt‘s Fragen? Ja. Tatsächlich schon zum Ende, trotzdem nochmal ein Statement: Wie gefährlich ist tatsächlich die vegane Ernährung der Schwangeren für das Kind? Dazu noch mal bitte ein Statement.

Axel Enninger: Also, die vegane Ernährung ist gefährlich, wenn sie nicht gut überwacht ist. Das muss man, glaube ich, klar und deutlich sagen. Also wichtig ist: vegane Ernährung geht wirklich. Es geht, aber es geht nur mit eingeschaltetem Gehirn und geht nur mit einer ordentlichen Ernährungsfachkraft und geht nur mindestens mit einer Vitamin-B-12-Substitution. Also, das funktioniert, aber es funktioniert nur gut begleitet, und man muss wissen, worauf man sich einlässt.

Iris Eckhardt: Dann hätten wir auch eigentlich schon das Plädoyer, dass wir als Kinder- und Jugendärzte die Schwangeren natürlich doch auch gerne schon vorher sehen würden. Da wären wir bei dem Thema U0. Das hatte auch jemand hier als Kommentar vermerkt, dass wir schon frühzeitig den Kontakt haben, oder sonst eben an unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Frauenheilkunde.

Axel Enninger: Ja, ich glaube, das haben wir in den letzten Jahren ja gelernt. Ich meine, wir erinnern uns an die Pertussis-Impfempfehlung von Schwangeren. Wir erinnern uns an die jetzt diskutierte Antikörpergabe zur RSV-Prophylaxe bei Schwangeren. Wir müssen da viel mehr an die Frauenärzte ran.

Iris Eckhardt: Und dann wäre noch der Punkt, du hattest es schon gesagt, Vitamin B 12, da war die Frage: Beim vegan ernährten Kind, außer Eisenstoffwechsel und Vitamin B 12 noch etwas gucken zur Überwachung? Hast du noch einen Tipp?

Nibras Naami: Zu diesem Thema, wie man das überwacht, gibt es ja wenig Evidenz und wenig Empfehlungen. Da muss jeder, glaube ich, so ein bisschen auch bei sich in der Praxis gucken, wie man sich selber damit wohlfühlt. Also, ich kenne Kollegen, die sagen: ‚Nee, also, ich möchte das Kind so wenig piksen wie möglich.‘ Andere sagen: ‚Ich pikse jetzt alle drei Monate, ich traue mich sonst nicht.‘ Beides erst einmal löblich, dass man es überhaupt begleitet. Ich denke aber, da gilt auch: „Keep it simple“. Also dieser Trend, den es ja gibt, dass man versucht, aus dem Körper alle Informationen herauszuholen und alle möglichen Nährstoffe aus Blut, Haarprobe, oder was auch immer man irgendwie entnimmt, das sollten wir nicht fortsetzen, indem wir auch anfangen, riesige Diagnostik zu machen. Also als Hämatologe kann ich sagen, ein Blutbild gibt uns unfassbar viele Informationen. Sonst müsste ich bei allen Omnivoren auch sagen, wir brauchen einen Eisenstatus. Da gibt‘s genug, die zwar ein gutes Blutbild haben, aber trotzdem leere Eisenspeicher. Also, da können wir noch mal ein großes Thema aufmachen. Aber der B-12-Spiegel ist unfassbar wichtig, da aber auch darauf achten, dass man das Holotranscobalamin bestimmt und nicht nur das Serum-B-12, weil dieser Parameter einfach sehr wichtig ist, um den wirklichen Haushalt zu kennen. Und in der Kombination, finde ich, hat man aber alles Wichtige erstmal geschaut, und alles, was darüber hinausgeht, ist eine Stufendiagnostik.

Axel Enninger: Ja, ich finde da aber auch, „one fits all“ gibt es nicht so richtig. Wenn man wirklich Familien hat, die machen es super, die kümmern sich, da funktioniert es auch, dann kann man wahrscheinlich auch ab und zu mal ein Blutbild machen und gucken, wie sie gedeihen. Dann ist es super. Aber es gibt möglicherweise ja auch andere Familien, wo man denkt: ‚Hm, ob das alles so klappt?‘ Da würde ich im Zweifelsfall auch aus reiner Fürsorgepflicht denken, ich muss sie regelmäßiger sehen und muss dann vielleicht doch auch mal Mikronährstoffe bestimmen. Da würde ich schon gucken. Oder wenn ich nicht weiß, ob sie sich nicht doch irgendeinen Schrott aus dem Internet zusammenmischen.

Nibras Naami: Und aus meiner Sicht: Das abwechslungsreich, ovo-lakto-vegetarisch ernährte Kind braucht keine Laborkontrollen, da ist das B-12 in der Nahrung schon drin, und wenn es abwechslungsreich isst, wüsste ich nicht, wieso diese Ernährungsform zu Mängeln führen sollte.

Iris Eckhardt: Okay, das ist doch ein gutes Statement. Ich würde trotzdem noch eine Frage zum Abschluss nehmen. Die meist-gelikte Frage war: Es gab ja 11/2023 durch die europäische Arzneimittelagentur die Empfehlung, keinen Fencheltee mehr unter vier Jahren zu verwenden, da kanzerogen – Fragezeichen? Fencheltee unter vier Jahren. Da wird nochmal um ein Statement gebeten.

Axel Enninger: Ja, sehr gut. Ehrlich gesagt, darüber hatten Nibras und ich auch im Vorfeld geredet, und wir haben vergessen, über Fencheltee zu reden.

Nibras Naami: In der Tat, zeitlich.

Axel Enninger: Also Fencheltee, ja, europäische Empfehlung war möglichst keinen Fencheltee zu geben. Das Gegenargument war: tierexperimentell und hohe Dosen. Es gibt sowieso kaum Evidenz für Kräutertees, das muss man fairerweise sagen. Wann kriegen die Kinder Kräutertees? Bei Koliken? Die Evidenz ist nicht wahnsinnig gut für Koliken, und solange das aktuell so ist, finde ich, von mir aus Kräutertee, und ich würde halt einen ohne Fenchel nehmen.

Iris Eckhardt: Dann danke ich euch beiden für diesen wundervollen Live-Podcast.

 

Hilfreiche Informationen:

 

Themenheft:

Enninger A (2020) Säuglingsernährung. Consilium Themenheft 3/2020. InfectoPharm Consilium und Arzneimittel GmbH, ISSN 2365-7618.

 

Literatur:

Abou-Dakn M, Scheele M & Strecker JR (2003) Stillen als Brustkrebsprävention-eine Übersicht. Zentralblatt für Gynäkologie 125(02) 48–52.

 

Babic A (2020) Stillen und Ovarialkarzinomrisiko: Auch kurze Stillzeiten protektiv. Tumor Diagn u Ther 41.

 

Su, M & Ouyang YQ (2016) Father’s role in breastfeeding promotion: lessons from a quasi-experimental trial in China. Breastfeeding Medicine 11(3) 144–149. doi: 0.1089/bfm.2015.0144. PMID: 26836960 DOI: 10.1089/bfm.2015.0144. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26836960/. Zuletzt besucht 26.7.2024.

 

Weltgesundheitsorganisation WHO, UNICEF (2013) Global Strategy for infant and young child feeding. WHO, Genf. https://www.who.int/publications/i/item/9241562218.

 

Informationen für Eltern:

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (2021) Gesunde Ernährung für mein Baby. Elterninformation der DGKJ. https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/images/Elternseite/Elterninformationen/DGKJ_BabyErn%C3%A4hrung_22.pdf. Zuletzt besucht 26.7.2024.

 

Babor F & Naami N (2024) Kompass Kindermedizin: Alles, was Eltern wissen müssen. High Five – Die fünf Säulen der Kindergesundheit. dtv Verlagsgesellschaft, 448 Seiten.

 

Link:

Deutsche Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater e.V. www.quetheb.de. Zuletzt besucht 26.7.2024.

 

 

Kontakte:

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Für Fachkreise: www.wissenwirkt.com und App „Wissen wirkt.“ für Android und iOS

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Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Markus Rudolph

Sprecherin: Das war consilium, der Pädiatrie-Podcast. Vielen Dank, dass Sie reingehört haben. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen und dass Sie das nächste Mal wieder dabei sind. Bitte bewerten Sie diesen Podcast und vor allem empfehlen Sie ihn Ihren Kollegen. Schreiben Sie uns gerne bei Anmerkung und Rückmeldung an die E-Mail-Adresse consilium@infectopharm.com. Die E-Mail-Adresse finden Sie auch noch in den Shownotes. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge!

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