Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) zeichnet sich fast immer – unabhängig von der Ursache – durch gerötete Augen aus. Die Augen können gereizt sein und mit einer Erweiterung der Blutgefäße reagieren, was deutlich sichtbar wird. Häufig sind auch ein vermehrter Tränenfluss und (besonders morgens) verklebte und geschwollene Augenlider zu beobachten.
gerötete und gereizte Augen sind bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, keine Seltenheit. Nicht jede Rötung oderSchwellung weist aber automatisch auf eine Infektion hin. Häufig ist es schwer, zwischen einer allergischen Reaktion und z. B. einer bakteriell bedingten Bindehautentzündung zu unterscheiden. Hier ist oftmals direkt der Rat des Arztes zu suchen.
Dieser Patienten-Ratgeber soll Ihnen helfen, die Hintergründe der Erkrankung zu verstehen und die notwendigen begleitenden Maßnahmen korrekt durchzuführen. Wir möchten Ihnen zudem wertvolle Tipps geben, welche vorbeugenden Maßnahmen ein wiederholtes Auftreten verhindern können.
Bei weitergehenden Fragen zur Behandlung der Bindehautentzündung wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Warum sind die Augen gerötet?
Was ist die Bindehaut?
Die Bindehaut ist eine dünne, durchsichtige Schleimhautschicht, die das Augenlid von innen auskleidet. Im gesunden Zustand bedecken Bindehaut und Tränenfilm den Augapfel, wodurch ein zuverlässiger Schutz gegenüber Keimen und Schmutz entsteht.
Was ist eine Bindehautentzündung?
Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) zeichnet sich fast immer – unabhängig von der Ursache – durch eine Rötung der Bindehaut aus. Die Rötung tritt aufgrund der Reizung und einer verstärkten Durchblutung auf. Dies ist mit einer Erweiterung der Blutgefäße im Auge verbunden, was deutlich sichtbar wird.
Häufig sind auch ein vermehrter Tränenfluss und (besonders morgens) verklebte und geschwollene Augenlider zu beobachten. Einige Patienten reagieren aufgrund der Augenreizung lichtempfindlich und klagen zum Teil über Brennen oder Juckreiz. Bindehautentzündungen verlaufen jedoch meist milde und schmerzfrei. Größtenteils bleiben sie ohne Folgen für das Auge und das Sehen.
Wo befindet sich eigentlich die Bindehaut?
Die nachfolgende Abbildung zeigt schematisch den Aufbau des menschlichen Auges im Querschnitt. Die Bindehaut ist darin mit blauer Färbung hervorgehoben.
Querschnitt des Auges
Welche Arten von Bindehautentzündung gibt es?
Im Wesentlichen kann man zwei Arten von Bindehautentzündung unterscheiden:
Infektiöse (ansteckende) Bindehautentzündung
Nicht-infektiöse Bindehautentzündung
Am häufigsten tritt, vor allem bei Kindern, die infektiöse Bindehautentzündung auf. Dabei sind die Hauptauslöser der geröteten Augen Bakterien oder Viren. Sie können ein- oder beidseitig, gleichzeitig oder auch nacheinander die Augen befallen. Oftmals entsteht dabei im Auge auch eitriges oder wässriges Sekret.
Die infektiöse Bindehautentzündung kann in tiefe Hornhautschichten eindringen und dort zu weiteren Schädigungen führen. Daher sollte immer zeitnah behandelt werden, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden.
Nicht-infektiöse Bindehautentzündungen zeichnen sich durch eine oberflächliche Rötung des Auges aus. Dazu zählt auch die allergische Bindehautentzündung, die meist durch einen Juckreiz gekennzeichnet ist und beide Augen betrifft. Weiterhin können Brennen, Tränen, Fremdkörpergefühl und eine Schwellung der Bindehaut beobachtet werden.
Bei Anzeichen einer Bindehautentzündung ist ein Besuch beim (Augen) Arzt zur Abklärung der Erkrankung ratsam.
Oft ist eine deutliche Rötung des Auges sichtbar
Infektiöse Bindehautentzündung
Wie entsteht die Erkrankung und welche Beschwerden treten auf?
Die infektiöse Bindehautentzündung wird zumeist durch Bakterien oder Viren hervorgerufen, z. B. auch im Zusammenhang mit einer Erkältung oder einem grippalen Infekt. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt. Ansteckungsgefahr besteht für Kinder vor allem im Kindergarten oder der Schule. Wenn ein erkranktes Kind sich die Augen reibt, können die Erreger an den Händen verbleiben und an andere Kinder weitergegeben werden. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich.
Nicht-infektiöse Bindehautentzündung
Wie entsteht die Erkrankung und welche Beschwerden treten auf?
Die Ursachen einer nicht-infektiösen Bindehautentzündung können mechanische, chemische oder andere Reize sein: Rauch, Staub, Sand, Konservierungsmittel, chlorhaltiges Schwimmbadwasser oder langes Tragen von Kontaktlinsen. Als Auslöser sind auch Umweltfaktoren wie z. B. ein ungenügender Schutz vor UV-Licht, Zugluft, trockene Luft oder dauerhaft schlechte Lichtverhältnisse möglich. Wird der Auslöser beseitigt oder gemieden, heilt die Bindehautentzündung meist schnell von alleine wieder ab.
Für das Auftreten nicht-infektiöser Bindehautentzündungen können aber auch Allergene verantwortlich sein, z. B. Blütenpollen, Tierhaare, Schimmelpilze, Hausstaubmilben oder auch Kosmetika und Pflegeprodukte. Bei dieser Überempfindlichkeitsreaktion handelt es sich um eine allergische Bindehautentzündung, die häufig mit Heuschnupfen einhergeht. Das gerötete Auge sondert vermehrt wässriges Sekret ab, Bindehaut und Augenlider sind geschwollen, die Augen jucken und brennen. Viele Patienten klagen häufig über ein Fremdkörpergefühl.
Können trockene Augen zu Bindehautentzündung führen?
Ein Fremdkörpergefühl kann auch durch den Mangel oder die nachlassende Produktion von Tränenflüssigkeit entstehen. Dauerhaft führt dies zur Schädigung der Hornhaut. Auch viele Kontaktlinsenträger leiden unter trockenen Augen – mit fatalen Folgen: Die Linsen scheuern auf dem Auge und die Bindehaut wird gereizt oder entzündet sich. Mit künstlichem Tränenersatz lässt sich das Problem der trockenen Augen weitestgehend in den Griff bekommen, bevor es zu einer Bindehautentzündung kommt.
Häufig treten juckende und brennende Augen auf
Womit kann behandelt werden?
Bakterielle Bindehautentzündung
Die Ausheilung einer bakteriellen Bindehautentzündung kann durch Antibiotika deutlich beschleunigt werden. Bei einer schweren bakteriellen Bindehautentzündung wird der Arzt eine genaue Erreger-Bestimmung im Labor vornehmen lassen, um anschließend das passende Medikament zu verordnen. Zur Anwendung kommen häufig Antibiotika wie z. B. Azithromycin, Ofloxacin oder Gentamicin als Augentropfen oder Augensalben, die direkt in den Bindehautsack im Auge eingebracht werden. Sie wirken ausschließlich lokal am Auge.
Virale Bindehautentzündung
Bei einer viralen Bindehautentzündung ist eine Behandlung der Ursache schwierig. Meist können nur die Beschwerden gelindert werden, z. B. durch häufiges Nachbenetzen mit Tränenersatzmitteln. Wenn die Entzündung durch Herpes-Viren ausgelöst wurde, können die Viren gezielt mit Aciclovirhaltigen Augenpräparaten behandelt werden.
Die Augenpräparate müssen lange genug nach Anweisung des Arztes angewendet werden, um alle Erreger abzutöten. Das heißt, in der Regel sollte die Behandlung noch wenige Tage nach Besserung der Beschwerden fortgesetzt werden. Wird sie zu früh abgebrochen, überleben womöglich einzelne Erreger und es droht ein Rückfall. Außerdem können sich resistente Erreger bilden, die eine erneute Therapie erschweren.
Allergische Bindehautentzündung
Akute Beschwerden einer allergischen Bindehautentzündung werden wirksam mit antiallergischen Augentropfen behandelt.
Zum Einsatz kommen Wirkstoffe wie z. B. Antazolin oder Levocabastin. Außerdem gibt es pflanzliche und homöopathische
Augentropfen, die bei allergischen und leichten Bindehautentzündungen eingesetzt werden können. Dazu gehört neben der Ringelblume (Calendula officinalis) auch der gemeine Augentrost (Euphrasia officinalis). Euphrasia enthält den entzündungshemmenden Stoff Aucubin.
Zur Vorbeugung einer allergischen Bindehautentzündung und zur Langzeit-Anwendung während der Allergie-Saison können
Augenpräparate mit Cromoglicinsäure eingesetzt werden. Sie verhindern die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen
am Auge. Idealerweise wird mit der Anwendung schon 1 – 2 Wochen vor Beginn der Allergie-Saison begonnen.
Die Ursache der Bindehautentzündung bestimmt die Therapie
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie mehr über die richtige Anwendung von Augenpräparaten und wie Sie zum Beispiel Ihr Kind optimal bei der Therapie unterstützen können.
Was sollte ich bei der Anwendung von Augenpräparaten beachten?
Vor jeder Anwendung von Augenpräparaten die Hände sorgfältig reinigen.
Bei infektiösen Bindehautentzündungen vor der Anwendung von Augentropfen oder Augensalben das eitrige, klebrige Sekret mit einem feuchten Waschlappen aufweichen und abwischen oder mit warmem Wasser ausspülen.
Augenpräparate sind nach Anbruch nur begrenzt haltbar. Daher unbedingt die Angaben des Herstellers beachten.
Der Tropfer des Fläschchens oder die Spitze der Salbentube dürfen das Auge nicht berühren, da sonst Keime in das Behältnis geraten können und sich die angegebene Haltbarkeit dadurch deutlich verkürzt.
Die genaue Anzahl von Augentropfen, die Häufigkeit der Anwendung sowie der genaue Behandlungszeitraum sind entscheidend, um eine Infektion richtig zu behandeln. Befolgen Sie die Dosierempfehlungen Ihres Arztes oder Apothekers.
Abschwellende Augentropfen sollten nur zur Kurzzeitbehandlung eingesetzt werden. Die Symptomatik eines trockenen Auges kann durch sie verschlechtert werden.
Augensalben haben im Vergleich zu Augentropfen häufig eine höhere Verweildauer am Auge.
Augensalben sollten bevorzugt am Abend oder zur Nacht angewendet werden, da sie durch ihre Beschaffenheit die Sicht zeitweise behindern können.
Während der Behandlung mit Augensalben dürfen keine Kontaktlinsen getragen werden.
Anwendung
Das untere Augenlid leicht vom Auge abheben und Tropfen oder Salbenstrang in den Bindehautsack geben. Danach die Augen kurzzeitig schließen, damit sie gut benetzt werden. Bei Kindern ist es einfacher, wenn das Kind bei der Anwendung liegt oder den Kopf nach hinten neigt.
Nicht immer einfach – Kindern Augenpräparate verabreichen
Worauf sollten Eltern achten?
Bakterielle oder virale Bindehautentzündungen bergen ein hohes Ansteckungsrisiko für Familienmitglieder und andere Kinder, mit denen Ihr Kind in Kontakt kommt. Eine kurze Auszeit in Kindergarten oder Schule kann daher sinnvoll sein. Besonders wichtig ist eine sorgfältige Hygiene. Körperlicher Kontakt und auch das Benutzen gemeinsamer Handtücher mit dem Kind sollten möglichst vermieden werden. Achten Sie darauf, dass Seife, Shampoo oder Badezusätze nicht in die Augen gelangen.
Häufiges Augenreiben kann Keime übertragen und womöglich zu Schäden an der Hornhaut führen. Mit kühlenden Augenauflagen, z. B. kalten Kompressen, können Sie Schmerzen und Juckreiz lindern.
Mit der richtigen Therapie geht es Ihrem Kind schon bald besser
Von Experimenten mit Hausmitteln ist dringend abzuraten. Zwar wirken Kamillenbäder oder -spülungen entzündungshemmend, sie können jedoch Allergien bei Ihrem Kind auslösen. Darüber hinaus sind sie nicht steril und können Keime enthalten, die für das bereits entzündete Auge gefährlich sind. Es sollte auch niemals ein Medikament anderer Personen mitbenutzt oder ohne Wissen des Arztes angewendet werden, das nicht Ihrem Kind direkt verordnet wurde.
Werden weitere Präparate am Auge eingesetzt, sollte zwischen den einzelnen Anwendungen ein zeitlicher Abstand von mindestens 15 Minuten eingehalten werden. Augensalben sind stets zuletzt anzuwenden.
Während einer Bindehautentzündung sollten möglichst keine Kontaktlinsen getragen werden.
Was kann ich zusätzlich tun?
Schützen Sie die entzündeten Augen vor Sonneneinstrahlung und Wind, z. B. mit einer Sonnenbrille. Im Schwimmbad sollte entsprechend eine Schwimmbrille getragen werden.
Augenpflaster zum Schutz der entzündeten Augen werden in der Regel nicht benötigt.
Empfehlenswert sind unabhängig von einer Entzündung regelmäßige Routine-Untersuchungen beim Augenarzt, z. B. um die Sehstärke zu überprüfen.
Nur der (Augen) Arzt kann vergleichsweise harmlose Entzündungen, die sich auf die Bindehaut beschränken, von Rötungen der Bindehaut unterscheiden, die ein Warnzeichen für eine schwerwiegende Augenerkrankung sind. Daher ist es wichtig, dass Sie für eine eindeutige Diagnose immer rechtzeitig einen Arzt aufsuchen.
Das Wichtigste in Kürze
Rote Augen treten insbesondere bei Kindern häufig auf und können gut behandelt werden.
Infektiöse und nicht-infektiöse Bindehautentzündungen werden unterschiedlich behandelt. Ob antibiotische, antiallergische oder abschwellende Augenpräparate bzw. Tränenersatzmittel zum Einsatz kommen, hängt von der Ursache ab, die vom Arzt ermittelt wird.
Eine Schwimmbrille kann das Auge beim Baden schützen
Pollenflugkalender
Die Pollenkonzentration in der Luft steht in engem Zusammenhang mit der Intensität der von den Pollen verursachten allergischen Reaktionen wie Heuschnupfen oder Bindehautentzündung.
Tagesaktuelle Informationen zum Pollenflug stellt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst zur Verfügung.
Schlusswort
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Patienten-Ratgeber hilfreiche Tipps geben konnten, wie Sie bei einer Bindehautentzündung die richtigen Maßnahmen ergreifen und einem erneuten Auftreten oder einer Ausbreitung vorbeugen können.
Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.