Madenwürmer sind Parasiten, die im menschlichen Dünndarm leben und sich vom Nahrungsbrei ernähren. In unseren Breiten sind Madenwürmer – auch Oxyuren genannt – die mit Abstand am weitesten verbreiteten Würmer im menschlichen Körper.
Madenwürmer
Vorwort
Liebe Patienten, liebe Eltern,
Ihr Arzt hat bei Ihnen oder Ihrem Kind einen Wurmbefall festgestellt.
Erschrecken Sie nicht, denn eine solche Infektion kann mit der richtigen Therapie erfolgreich behandelt werden.
Dieser Patienten-Ratgeber soll Ihnen helfen, die Hintergründe der Erkrankung zu verstehen und die notwendigen begleitenden Maßnahmen richtig durchzuführen.
Madenwurmbefall – die häufigste Wurmerkrankung
In unseren Breiten sind Madenwürmer – auch Oxyuren genannt – die mit Abstand am weitesten verbreiteten Würmer. Sie befallen nur den Menschen, sodass Haustiere als mögliche Infektionsquelle ausscheiden.
Dieser Wurmbefall ist eine zwar lästige und unangenehme, jedoch harmlose Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann. Sie tritt häufig bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter auf, da die Würmer leicht in Gemeinschaftseinrichtungen durch sogenannte Schmier- und Schmutzinfektionen weitergegeben werden. Vielfach sind dadurch ganze Gruppen und auch die Familien betroffen.
Was sind Madenwürmer?
Madenwürmer sind Parasiten, die im menschlichen Dünndarm leben und sich vom Nahrungsbrei, also von Verdautem ernähren. Männliche Würmer erreichen etwa eine Länge von 3 – 5 mm, Weibchen werden 8 – 13 mm lang.
Das begattete Weibchen kriecht nachts aktiv aus dem After und legt etwa 10.000 Eier im Analbereich ab. Nach der Eiablage stirbt das Weibchen in der Regel. Die Eier sind so klein, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Durch Körperwärme und unter Einwirkung von Luftsauerstoff werden sie jedoch innerhalb weniger Stunden infektiös. Das bedeutet: die darin enthaltenen Larven entwickeln sich zur Schlüpfreife.
Durch die Eiablage wird ein Juckreiz am After verursacht. Kratzen führt dazu, dass die Eier auf die Finger und unter die Fingernägel des Betroffenen gelangen. Werden die Finger anschließend in den Mund genommen und die infektiösen Eier verschluckt, kommt es zu einem Neubeginn des Kreislaufes.
Vom Verschlucken der Eier über die Entwicklung erwachsener Würmer im Darm bis zum erneuten Ablegen von Eiern am After können 2 bis 3 Wochen vergehen.
Der Infektionsweg
Wie kommt es zu einer Infektion mit Madenwürmern?
Der wesentliche Weg für die Ansteckung anderer Personen sowie für die eigene Wiederansteckung verläuft über die Eier, die sich nach dem Kratzen auf den Fingern bzw. unter den Fingernägeln befinden. So gelangen die Madenwurmeier über Nahrungsmittel, Spielsachen oder andere Gegenstände bzw. direkt über den Mundkontakt in den Darm – der Kreislauf beginnt von Neuem. Innerhalb der Familie und in Gemeinschaftseinrichtungen wie z.B. Kindergärten werden Wurmeier so sehr schnell übertragen.
Madenwurmeier bleiben bei Raumtemperatur und hoher Luftfeuchte (von ca. 60 – 80 %) bis zu 3 Wochen ansteckend. Aufgrund ihrer geringen Größe können sie auch mit dem Hausstaub aufgewirbelt und verschluckt werden. Ein entsprechender Infektionsweg hat allerdings – außer bei Krabbelkindern – eine eher untergeordnete Bedeutung.
Wurmeier finden sich bei betroffenen Familien in nahezu allen Räumen. Besonders betroffen sind aber das Badezimmer, vor allem die Toilette, das Kinderzimmer und Räume, in denen Wäsche gesammelt und/oder sortiert wird. Je mehr Familienmitglieder Madenwürmer haben und je länger die Erkrankung andauert, umso mehr steigt der Verbreitungsgrad der Wurmeier insgesamt an.
Der Lebenszyklus
1. Die entwicklungsfähigen Eier werden verschluckt.
2. Innerhalb von 2 – 3 Wochen entwickeln sich im Darm die Wurmeier über mehrere Larvenstadien zum ausgewachsenen Wurm.
3. Nachts wandern die weiblichen begatteten Würmer aus dem After heraus in die Analregion und legen dort direkt auf der Haut die Eier ab. Die abgelegten Eier finden sich dann auch in der körpernahen Wäsche, im Bettzeug und schließlich auch im Hausstaub.
4. Innerhalb weniger Stunden entwickeln sich unter Einfluss des Luftsauerstoffs und der Körperwärme die abgelegten Eier weiter zu ansteckungsfähigen Eiern.
Erkennen und Behandeln
Wie erkenne ich eine Madenwurminfektion?
Es gibt viele Menschen, die von Madenwürmern befallen sind, dies jedoch nicht bemerken, da die Infektion häufig symptomlos verläuft.
Anzeichen einer Madenwurminfektion können sein:
-
- Schlafstörungen, tagsüber Reizbarkeit
- Müdigkeit und daher Konzentrationsschwäche
- Nervosität
- Allgemeines Unwohlsein
- Blässe
Diese aufgelisteten Symptome sind meist Auswirkungen der nächtlichen Schlafstörung durch das Afterjucken. In seltenen Fällen treten auch Hautausschläge (Ekzeme) in der Analregion auf.
Manchmal werden erwachsene Würmer im Schlafanzug oder in der Bettwäsche gefunden. Zuweilen fallen Madenwürmer auch im Stuhl auf.
Für eine sichere Diagnose werden die in der Analregion abgelegten Madenwurmeier nachgewiesen. Hierzu wird ein morgendlicher Analabdruck mittels eines Teststreifens mikroskopisch untersucht. Bitte fragen Sie Ihren Arzt zur weiteren Vorgehensweise.
Wie wird ein Madenwurmbefall behandelt?
Wenn eine Madenwurminfektion vom Arzt festgestellt wird, sollte in jedem Fall mit einem Medikament gegen Würmer (einem sogenannten Anthelminthikum) behandelt werden. Die Wirkstoffe, die in den gängigen Anthelminthika enthalten sind, werden seit vielen Jahren eingesetzt und sind sehr gut verträglich. Diese Medikamente wirken im Darm auf die Würmer und werden vom menschlichen Körper nicht aufgenommen. Außerdem zeichnen sich diese Präparate durch eine unkomplizierte Anwendung aus. Weitere Informationen über die Behandlung bekommen Sie von Ihrem Arzt.
Wurmeier (vergrößert), Originalgröße: 20 x 60 μm
Hygiene ist sehr wichtig!
Neben der Einnahme des von Ihrem Arzt verordneten Präparates sollten Sie unbedingt einige Hygienemaßnahmen beachten:
-
- Achten Sie darauf, dass nach jedem Toilettengang gründlich die Hände gewaschen werden.
- Weisen Sie Ihr Kind an, auch in der Schule oder im Kindergarten regelmäßig die Hände zu waschen.
- Halten Sie die Fingernägel aller Betroffenen möglichst kurz und sauber.
- Sorgen Sie für eine sorgfältige Hygiene im Analbereich.
- Waschen Sie die Bettwäsche und die körpernahe Wäsche der betroffenen Personen. Bei abendlicher Einnahme des Anthelminthikums ist es sinnvoll, dies nach Möglichkeit am folgenden Morgen zu tun.
- Vermeiden Sie beim Bettenmachen möglichst das Aufwirbeln der Wurmeier durch Aufschütteln der Decke.
- Wischen Sie mit feuchten Tüchern das Badezimmer, die Toilette und die Schlafräume. Entsorgen Sie die Tücher anschließend oder waschen Sie sie bei Temperaturen über 60 °C.
- Saugen Sie, wenn möglich, Teppichböden mit einem Gerät, das den Staub nicht wieder verwirbelt und dessen Staubbeutel und Filter sich ohne erneute Verwirbelung entsorgen lassen.
Die Würmer sind immer noch da – was kann ich tun?
Selbst bei korrekter Anwendung des Wurmmittels und bei sorgfältiger Beachtung aller Hygienemaßnahmen gibt es hin und wieder Fälle von besonders hartnäckigen oder scheinbar wiederkehrenden Wurminfektionen. Hier gibt es häufig ein Familienmitglied, das die Würmer beherbergt, ohne es zu bemerken. Daher ist die gleichzeitige Behandlung aller Familienmitglieder sinnvoll. Ziehen Sie außerdem bitte auch in Betracht, ob es eine Infektionsquelle außerhalb der Familie geben kann.
Neben der medikamentösen Behandlung ist die Hygiene sehr wichtig!
Madenwurmbefall in der Schwangerschaft und Stillzeit
Auch in Schwangerschaft und Stillzeit kann ein Madenwurmbefall auftreten. Wichtig ist eine gute Hygiene. Bitte suchen Sie einen Arzt auf, der mit Ihnen die weitere Therapie bespricht. Bei einigen Medikamenten sollte im Anschluss eine Stillpause eingehalten werden.